Neuer Link: Gastro-Text
Hui, hui. Die beiden machen schon in Ihrer ersten Pressemitteilung einen strammen Aufschlag:
Ein gutes Restaurant erkennt man an einer fehlerfreien Speisekarte.
[ via: Gastgewerbe Gedankensplitter ]
[ via: Gourmet-Report ]
Dabei geht es erst einmal „nur“ um fehlerfreie Texte – was ja auch schon mal was ist/wäre. (Perfektion anzustreben befürworte ich, Perfektion zu erreichen wäre ein Widerspruch in sich.)
Mit ihrem neuen Dienst wollen die beiden Texter und freiberuflichen Journalisten Karen Arnold und Daniel Große für die Einhaltung von Grammatik und Orthographie auf Speisekarten sorgen. Das Anliegen finde ich ehr- und daher förderungswürdig und die Seite hat es unbeantragt in die Speisekarten-Links geschafft.
Erfreulicherweise haben die Autoren das Speisekarten-Blog zur Vorbereitung ihres Projektes genutzt. Danke, ihr zwei. Ich fühle mich geehrt, dass auch Profis sich bei mir aufschlauen. (Hättet ja mal bescheid sagen können, dann hätte ich euch nicht einfach nur aus meinen RSS-Feeds fischen müssen ;-))
PS: Speisekarten-Seite schreibt man – genauso wie Speisekarten-Galerie, Speisekarten-Links und Speisekarten-Blog – immer mit Bindestrich und zweimal groß, nie zusammen. Wenn wir schon über saubere Grammatik und Orthografie debattieren sollten Markennamen auch korrekt geschrieben werden ;-))
Vom Unglück der Besten
Gerhard Retter wurde vom Gault Millaut zum Maitre des Jahres 2005 gekürt. Leider kenne ich den Herrn nicht, aber ich gehe davon aus, dass er etwas von seinem Job versteht. (Ich selbst hatte vor einiger Zeit die Ehre einen anderen genauso gewürdigten Herren in einem nicht ganz unbekannten Restaurant in Wiesbaden kennenlernen zu dürfen und war schwer beeindruckt :-)) – Jedenfalls teilt Herr Retter das Schicksal aller Profis und Experten: Die Verwunderung (oder Frustration?) darüber, dass andere Menschen nicht mit der gleichen Leichtigkeit an die Sachen herangehen. – Bevor das jemand als Überheblichkeit versteht: Es gibt einen Unterschied zwischen „nicht können“ und „nicht wollen“. Meine alltäglichen Beobachtungen in der Gastronomie bringen mich jedenfalls zu der Überzeugung, dass das Unglück von Herrn Retter nachvollziehbar ist. „Nicht können“ ließe sich nämlich schnell und einfach beheben, „nicht wollen“ hingegen schwieriger, seltener und nur mit viel Geduld.
Und worin besteht das Unglück? «Man kann nicht mehr essen gehen.» In Gaststätten mit weniger ausgefeiltem Service möchte Retter am liebsten selbst aufspringen, wenn er an Nebentischen bemerkt, dass Menschen auf etwas warten.
[ via: Netzeitung ]
Mal sehen, wann sich das in Deutschland wieder bessert. Mein letztes Plädoyer zu dem Thema ist jedenfalls immernoch aktuell. – Dienen ist eine Berufung, kann Spaß machen und eine Erfüllung sein – und sie ist auf jeden Fall wertvoll (ich wiederhole mich doch wieder). Offensichtlich ist nicht jeder Mensch dazu in der Lage und das macht diese Eigenschaft zu etwas Besonderem.
So ist die höchste Eigenschaft des besten Dieners Menschenkenntnis. Ein Gespür dafür zu haben, was der einzelne wünscht.
[ ebenda ]
Das kann natürlich auch bedeuten, dass man einen Gast im passenden Moment in Ruhe lässt. Zwischen Service und Aufdringlickeit liegt nur ein schmaler Grat. Menschen, die den Unterschied kennen und beherrschen, wie sicherlich auch Herr Retter, haben meinen tiefsten Respekt.
Ladies and gentlemen serving ladies and gentlemen.
Die Frage von Gerhard nach der Begleitung hat mir keine Ruhe gelassen, denn da pochte noch was in meinem Hinterkopf – irgendwas mit … Ladies and Gentlemen. – Auf den Seiten des Ritz-Carlton wird man in der Hausphilosophie dazu schnell fündig:
At The Ritz-Carlton Hotel Company, L.L.C., "We are ladies and gentlemen serving ladies and gentlemen." This motto exemplifies the anticipatory service provided by all staff members.
Und weiter:
16. Escort guests rather than pointing out directions to another area of the Hotel.
Quintessenz der dort gemachten Aussagen: Im Ritz-Carlton ist nicht nur der Gast König, sondern auch jeder Mitarbeiter. Man geht miteinander sozusagen um wie bei einem Staatsbesuch. – Das Bild gefällt mir. Vor allem, weil es bei unserer Veranstaltung in Wolfsburg genauso umgesetzt wurde.
Diese Regeln waren sicherlich massgeblich dafür verantwortlich, dass wir uns dort so wohl gefühlt haben. Aber eine derart ausgefeilte Liste habe ich sonst noch nirgendwo gesehen. Wie sieht es in Ihrem Betrieb aus?
Das Bild vom Staatsbesuch erinnert mich noch an eine andere Aussage, die ich in einem Gastro-Buch gelesen habe: Nicht nur die guten Gastronomen sterben aus, auch die guten Gäste. – Gemeint in dem Sinne, dass diejenigen Gäste immer weniger werden, die Service (im Sinne von Dienst-Leistung) wirklich einschätzen und wertschätzen können.
Damit schließen sich weitere Kreise zu frühereren Aussagen von mir.
PS: Kennt jemand obiges Gastro-Buch bzw. dessen Autor? Ich muss es unbedingt noch einmal lesen, doch leider ist mir der Titel entfallen.