Partizipations-Transparenz-Dilemma
Schöner Artikel über den ich da dank Herrn Sixtus gestolpert bin. Er beleuchtet einen weiteren Teil der von mir angemahnten moralisch-ethischen Konsequenzen des Internets:
Transparenz ist der Preis dafür, wenn man Prozesse dezentral und partizipativ organisiert. Das Internet vermag uns alle miteinander nach unseren Wünschen, Situationen, Wertemodellen und Interessen zu verbinden. Es kann dies aber nur, wenn wir ihm diese Präferenzen als Daten dazu bereitstellen.
[ via: ctrl+verlust ]
Lesebefehl. Auch für die Kommentare ...
PS: Mit wem ich wie, wann und warum verbunden werden will, will ich selbst bestimmen. Daher gibt es von mir auch so wenig Daten im Internet.
Speisekarten-Cam
Naja, die musste ja früher oder später kommen: Die Speisekarten-Cam zeigt (stundenaktuell) die Karte des werkzeugH aus Wien im Web. – Logische Fortsetzung der berühmtesten aller Webcams.
Die besten Online-Speisekarten?
Habe aus Jux und Dollerei mal die Speisekarten der für den Gastro Award 2008 nominierten Betriebe gesichtet. Wollte mal sehen, ob im Web dargestellte Karten mittlerweile mehr taugen. – Hier meine Erkenntnisse (wie gewohnt zusammen mit einigen bissigen Kommentaren):
- Zwei bieten überhaupt keine Karten auf Ihren Seiten an – definitiv eine verpasste Gelegenheit.
- Vier Betriebe stellen nur Auszüge aus Ihrem Angebot statt vollständiger Karten vor.
- Auf Preisangaben verzichten drei Betriebe vollständig.
- Zusatzstoffe werden nur von einem einzigen Betrieb angegeben.
- Nur sehr wenige Betriebe stellen Produktfotos dar – schade, im Web wäre genau das aus meiner Sicht eher hilfreich.
- Leider überwiegt die Anzahl der HTML-Karten (fast die Hälfte) – mehr oder weniger lieblos zusammengestellte Preislisten basierend auf Tabellen-Layouts oder gar reinem Textformat. Diese Betriebe sollten aus meiner Sicht gleich vom Wettbewerb ausgeschlossen werden.
- Flash-Filmchen, die die Karten beinhalten, sehen manchmal optisch durchaus opulent aus, machen aber das Navigieren und Ausdrucken schwer und sind auch nicht immer wirklich gut lesbar.
- Musikuntermalung unter diesen Karten ist dabei ein weiterer, für mich unangenehmer Nebeneffekt. Auch wenn es sicherlich gut gemeint ist und etwas „Ambiente“ transportieren soll.
- Einfach und wenig einfallsreich präsentieren fünf Betriebe ihre jeweiligen Originalkarten als PDFs (einige davon sollte man allerdings auch in diesem Format besser nicht zeigen.)
- Übrigens machen nur zwei von 30 den Speisenkarten-Fehler.
- Interessanterweise habe ich von fünfen der Betriebe Originalkarten in meiner Sammlung. Was soll uns das nun wieder sagen? :-)
Ingesamt ein eher ernüchterndes Bild: Es dominieren die halbherzig dahingeschlurten Web-Karten, die wenig Appetit machen und der PDF/Flash-Overkill. Lichtblicke sind sehr selten. Also: Speisekarten im Web – weiterhin Fehlanzeige.
Xobni statt Lookout?
Woa, hat sich nach J-A-H-R-E-N des Stillstandes auf dem E-Mail-Markt endlich mal jemand wieder was Vernünftiges ausgedacht? Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein! – Wir erinnern uns: Surftipp 2006-01 war Lookout. Und da war Lookout auch schon einige Zeit alt. Erst jetzt, 2008, scheint eine echte Konkurrenz/Verbesserung mit Xobni auf uns zuzukommen. Ich gebe zu, dass mich die Beispiele auf der Beta-Seite dieser Software mehr als leckerig gemacht haben. Daher hier auch schamlos ein Link auf Xobni, der hoffentlich einen Beta-Zugang für mich ermöglicht. >:-)
PS: Diese Art von Nutzung der Blogosphäre – Zugang für Werbung – ist natürlich verwerflich, aber trotzdem eine gute Idee. Noch besser wird sie, wenn der Zugang kommt und das Tool sogar hält, was es verspricht.
Speisekarte als Flash?
Möglich, aber meiner Ansicht nach nicht sehr überzeugend:
Nicht selten liegen Dokumente als PDF vor, z.B. Speise- und Getränkekarten. Bietet man sie als Restaurant auf der Website in diesem Dateiformat an, dauert es mit den meisten PDF-Readern ziemlich lange, bis der Reader vollständig gestartet, die Datei heruntergeladen worden ist und angezeigt wird. Wenn der Nutzer sich den Inhalt nur anschauen will, kommt der Vorteil des in der Regel gut ausdruckbaren Format aber gar nicht zum Tragen. [ … ] Der Dienst PdfMeNot erlaubt es, beliebige PDFs in einen Flash-Film umzuwandeln. [ … ] Man kann nach der Umwandlung den Flash-Film verlinken oder auch in die eigene Website einbauen.
[ via: Gastgewerbe Gedankensplitter ]
Macht es nicht wirklich besser. Die Speisekarte in möglichst vielen Formaten anzubieten – wie Gerhard empfiehlt – ist sicherlich grundsätzlich richtig. Aber elektronische Karten an sich sind schon eingeschränkt verwendungsfähig und dann noch als Flash? Ich weiß nicht, ich weiß nicht.
Ausgetrunken und aufgegessen
Nochmal geflickrt: „Ausgetrunken“ kenne ich von Weinkarten, „Aufgessen“ (sicherlich im gleichen Sinne gemeint) hingegen ist mir ebenfalls neu:
In beiden Fällen möchte man damit dem Gast mitteilen, dass das jeweilige Produkt – warum auch immer, hoffentlich aufgrund der unterschätzt hohen Nachfrage – nicht mehr verfügbar ist.
PS: Oder hat sich hier ein Gast mit einem Kugelschreiber einen kleinen Scherz erlauben wollen?
Was ist wichtiger: Speisekarte oder Web-Auftritt?
Meiner Ansicht nach eine leicht zu treffende Entscheidung: Die Speisekarte ist für Restaurants um vieles wichtiger als ein Web-Auftritt. – Das heißt aber nicht, dass man seinen Web-Auftritt so vernachlässigen sollte wie in folgendem Beispiel:
Manch’ eine Speisekarte wird besser gepflegt als der Internetauftritt von Restaurants. Wer über die Adresse der Stadt Lüdenscheid auf die "Gastliches Westfalen"-Seite des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) gerät, wundert sich als Lüdenscheider und dürfte als Auswärtiger verzweifeln. Veraltete Informationen, zweifelhafte Rubriken-Zuordnung und Tippfehler vermitteln alles andere als einen gastlichen Eindruck und zeigen: Hier landete irgendwann etwas im Netz, was seitdem offensichtlich nicht mehr überprüft worden ist.
[ via: Westfälischer Anzeiger ]
Und wenn es um die Aktualisierung geht, halte ich es genauso: Erst die Karte, dann die Website. Im Extremfall würde ich auf eine Website verzichten, bevor Aktualität auf der Strecke bleibt.
Außerdem bestätigt dieser Fall meine grundsätzliche Abneigung gegen Restaurant- und Speisekarten-Verzeichnisse und -Dienste aller Art. Genau weil der Gastronom wenig bis keine Kontrolle über Art, Inhalt, Aktualität und Wirkung des Sammelauftritts hat, der zwar nicht vom Wirt selbst betrieben, von den Gästen aber trotzdem auf seinen Betrieb bezogen wird.
Was denn nun: Wirtschaft oder Web 2.0?
Während Mario Sixtus noch verzweifelt Leute sucht, die bereit sind für Web-Dienste zu bezahlen, stellt Martin Röll die weitaus richtigere Frage (sinngemäß): „Wie verdienen wir eigentlich unser Geld? (Und was könnte Web 2.0 damit zu tun haben?)“ – Tja, ihr zwei: Nun einigt euch mal schön. Meine Meinung dazu kann man kennen, muss man aber sicherlich nicht.
Noch ein genauerer Blick auf die Aussage von Herrn Sixtus:
Schlussfolgerung: Das Web 2.0, so es denn dezentral sein soll, benötigt den User 2.0, der bereit ist, für Dienste, die er nutzt, zu zahlen. Solange das Web noch vom User 1.0 dominiert wird, der alles gratis haben will und der sich gleichzeitig über Werbung auf Websites aufregt, wird der Ausverkauf und damit die Unternehmenskonzentration weiter gehen. Geiz schafft Monokulturen. Vielfalt kostet.
[ via: Die Dezentrale ]
Immer schön langsam, Herr Sixtus. Ist ja weitaus polemischer, als ich von Ihnen so gewöhnt bin.
Für gute Leistungen bin ich schon lange bereit angemessenes Geld hinzulegen. Sogar im Web. Aber dann bitte auch für unverzichtbare, qualitativ hochwertige Dienste – und nicht einfach nur für jedwede Spielerei, die sich (dank aktueller Technologien) so auf die Beine stellen lassen. Merke: Man muss nicht alles tun, was man so tun kann. Und noch weniger muss man dafür Geld verlangen. Experimentierfreude und Forscherdrang in Ehren – ich bin mir nicht sicher, ob ich Web 2.0 (derzeitig) brauche, daher bleibe ich mit Freuden User der Version 1.0. Was die anderen tun, ist ihre Sache.
Was die Vielfalt angeht: Hier erliegt Herr Sixtus einer populären Fehleinschätzung – denn sie muss nichts kosten.
PS: Könnte ja glatt mal ein Schimpfwort werden: Du bist so 1.0 :-)
Disclaimer überflüssig?
Soll/kann ich jetzt den Disclaimer in meinem Impressum löschen? – Wenn es nach den Experten geht schon:
Der Text beruht auf einem Missverständnis. Tatsächlich urteilte einst und übrigens niemals rechtskräftig das Landgericht Hamburg über die Haftung bei Links: Der Verurteilte hatte sich über den späteren Kläger geärgert und widmete dem eine giftige Homepage. Mitsamt Links zu fremden Seiten, die ihn unmissverständlich beleidigten. Die Richter verurteilten den wütenden Webbastler deshalb wegen Beleidigung. Er habe sich die ursprünglich fremden Schmähungen mit den Links "zu Eigen gemacht".
Die Pointe: Schon damals hatte die Homepage einen Disclaimer für fremde Links. Und den wischten die Richter als bedeutungslos vom Tisch. Nur wenn sich insgesamt aus der Homepage ergeben hätte, dass der Betreiber den verlinkten Beleidigungen gar nicht zustimmt, hätte er sich die nicht als eigene anrechnen lassen müssen. Wenn er "sich ausreichend davon distanziert hätte", hieß das im Gerichtsdeutsch.
Damit war das Missverständnis in der Welt.
[ via: Spiegel Online ]
Hmpf, werde wohl am Wochenende nochmal in mich gehen.
Domain-Ruine zum Wert eines Kleinwagens?
Haha, was habe ich gelacht – beim Spaßeshalber mal wieder bei den diversen Domain-Ruinen zum Thema Speisekarten vorbeischauen. Keine davon trägt derzeitig sinnvollen Inhalt, zwei stehen zum Verkauf. – Naja, dachte ich, fragst du einfach mal an (natürlich nur mit dem Minimalgebot, von dem 80% an die Domain-Verhökerungsplattform gehen). Und siehe da: Ich habe eine Antwort bekommen!
Ihre Preisvorstellung geht leider völlig an der Wertigkeit der Domain vorbei. Diese liegt allein nach einem Wertgutachten bei mehreren 1000 Euro!
Ich habe mich gekugelt vor Lachen, denn das damit verbundene Gegenangebot lag bei schlappen 12.000 Euro.
Das sogenannte Wertgutachten (nochmal 40 Euronen im Rachen der Domain-Verhökerungsplattform) kann sich der gute Mensch sonstwohin stecken. Nachfrage bestimmt den Preis – und die ist derzeitig offensichtlich nahe Null. Eine jahrelang leere Domain-Ruine zum Preis eines Kleinwagens überhaupt nur anzubieten, zeugt daher von grenzenloser Dummheit oder Gier (oder beidem).
Leider besteht erst dann eine Chance, dass Otto Normalsurfer unter einer sinnvollen Domain-Bezeichnung wieder passende Inhalte findet, wenn solche Domain-Abzocker geistig gesundet auf diesen Planeten zurückkehren konnten. Bis dahin – und das wird wohl noch etwas dauern – müssen wir Ruinen und Baustellenschilder ertragen.