Speisekarten-Sprache mit knusprigen Bratkartoffeln
Wer sich mit Restaurants auskennt, muss sich nicht zwangsläufig mit Speisekarten auskennen. Das habe ich schon häufiger beobachtet. Diesmal bei den ansonsten sehr hilfreichen Restauranttipps des Hamburger Abendblatts:
Kennen Sie diese überflüssigen Formulierungen aus Speisekarten: "knackiger" Salat, "saftiges" Filet, "hausgemachte" Soße, "frische" Champignons? Ja, was denn sonst?! möchte man den Wortschöpfern erwidern. In einigen Restaurants kann man anscheinend nicht automatisch davon ausgehen, daß deren Produkte knackig, saftig, hausgemacht und frisch sind. Ähnlich verhält es sich mit der Bratkatoffel, dem Dauerbrenner deutscher Beilagenlust. "Knusprige" Bratkartoffeln in der Karte sind verdächtig! Denn labberig haben sie ihren Namen nicht verdient.
[ via: Hamburger Abendblatt ]
Da kann ich dem Autor nur erwidern: Schonmal einfach-schnöde und langweilig-profane Bratkartoffeln ohne alles bestellt? Speisekarten-Sprache soll Appetit machen, zur Bestellung anregen. Es handelt sich hier schließlich nicht nur um einen Satz Schrauben im Baumarkt (obwohl der sicherlich auch seine Qualitäten hat). Nein, es geht um einen Sinnesgenuß, eine Gaumenfreude. Da darf die Fantasie vorab gerne angeregt werden. Viele schöne Beispiele finden sich auf Innenseiten in der Speisekarten-Galerie.
Genauso sollten die oben angemahnten Formulierungen verstanden werden: als Anreger. Denn selbstverständlich sind die Produkte knackig, saftig, hausgemacht und frisch. Was auch sonst.
Ob die Pizza mit frischen oder Dosenpilzen daher kommt, will ich außerdem gerne vorab wissen. Für Fortgeschrittene ist es dann sicherlich noch ein Unterschied, ob es „nur“ Gratiniertes Kalbsbries mit Lauch zu lesen gibt oder eben hausgeräucherte Taubenbrust und gebratene Gänsestopfleber auf Linsensalat. Obwohl in der Menükunde sehr eindringlich und mehr als nur einmal dazu aufgefordert wird, kurz und prägnant die Zutaten zu beschreiben und jedes schmückende Beiwerk zu vermeiden. Aber wie man an den obigen Beispielen sieht, hat man hier sicherlich ein wenig Spielraum.
Drei Kommentare:
Dennoch gibt es nichts Schöneres als Speisekarten, die sich dem Gast zuwenden (sog. "stummer" Dialog) UND die richtige Grammatik und Ortographie anwenden.
Sabajone - gibt es die?
[ Trackback: Speisekartenterminologie ] Anderes Wort für Speisekarten-Sprache – eine wilde Debatte zu Sinn und Unsinn von Speisekarten-Sprache wütet in de.rec.mampf. Basierend auf einer recht einfachen Ausgangsfrage artet die Diskussion nach guter, alter Newsnet-Manier ab und an etwas aus – ble
[ Trackback: Speisekarten-Sprache für Fortgeschrittene ] Schönes Beispiel fortgeschrittener Speisekarten-Sprache, das der Herr Fuchs da gefunden hat: