Speisekarten-Beratung: Fohlenweide III
Frau Maier vom Gasthof Fohlenweide lässt nicht locker: Sie hat weitergemacht, die neuerlichen Hinweise meiner Leser eingearbeitet und in eine weitere Version gegossen (PDF, 2MB):
Es wird langsam runder. Oder?
Neun Kommentare:
Nachtrag:
Bei handwerklichen Produkten, die nicht selbst auf dem Bauernhof hergestellt werden, könnte man vermerken, woher sie stammen, z.B. beim Brot von welcher Bäckerei. Das ist nicht nur gut für die Beziehungen (zum Bäcker), sondern betont auch die Qualität, wenn man sagt, woher die Produkte stammen.
Das gilt auch für die Weine und deren Winzer.
Bin über abseits.de hierhergekommen. Darf ich mal ehrlich sein?
Die Karte sieht aus wie selbstgemacht und nicht gekonnt. Aus Layouter-Sicht hier nur die Dinge, die mir auf Anhieb aufgefallen sind:
- Das zu kontrastreiche Hintergrundbild stört und sorgt für schlechte Lesbarkeit. Reduziere den Kontrast oder lass es noch besser weg.
- Rote Schrift auf grünem Grund ist ganz schlecht lesbar.
- Titelseite: Der Name "Fohlenhof" ist kaum sichtbar und läuft in die Bilder hinein.
- Das Bild ist schlecht gewählt (abgeschnittener Pferdekopf)
- Die Überschrift ("Warme Speisen") ist mal fett, mal nicht, mal mittig, mal seitlich, mal ganz unterstrichen, mal mit Lücke. Die Höhe ist nicht einheitlich, das Wort springt beim Blättern.
- Seite 7/8 und 9/10 ist das Logo abgeschnitten.
- Die Bierlogos sehen aus wie Löcher in der Karte
- Seite 15/16 sind Fotos abgeschnitten
- Seite 16 läuft der Text ins Foto
Es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles kann, aber eine Speisenkarte ist der erste Eindruck, den der Gast hat. Ich würde jedenfalls hoffen, dass in der Küche mehr Sorgfalt aufgewendet wird als für die Karte. Wenn ich dann noch lese, es werden nicht _nur_ Fertigprodukte verwendet, erwarte ich das Schlimmste.
Lasst euch, z. B. über myhammer.de, für ein paar Euro die Karte von einem Designer erstellen, das wäre für euer Geschäft sicher besser.
Sorry wenn das etwas hart klang, aber die Karte ist wirklich schlecht.
Danke für die Kommentare, manche sind hilfreich, andere finde ich massiv unter der Gürtellinie,
sich z.B. über die Sorgfalt in unserer Küche auszulassen, und vom Schlimmsten zu reden, das steht keinem zu.
Über fachliche Ratschläge bin ich jedoch jedem dankbar!
Der wachsende Erfolg den wir in unserem Ausflugslokal seit über 20 Jahren verzeichnen können,
spricht für uns, weswegen wir in unserer Region viele Neider haben.
Logisch bin ich kein Grafiker, aber unsere Gästen gefällt die persönliche Note unseres Hauses besonders.
Deswegen möchte ich auch die Speisekarte(es heisst übrigens nicht Speisenkarte)selbst gestalten, und keine Karte welche von irgend jemand gefertigt ist unseren Gästen vorlegen.
Liebe Frau Maier,
ich verstehe ja den Drang, selber eine Karte machen zu wollen. Wie wäre es denn mit der Lösung, das zusammen mit einem Grafiker zu machen, ihm also bei der Arbeit über die Schulter zu schauen? Es sind halt viele Sachen grafisch einfach nicht schön in der Karte. Das muss doch nicht sein, oder?
Ich hatte mich in der ersten Kommentarrunde geäußert und in der zweiten zurück gehalten.
Nun ergänzend einige Kommentare:
Besser finde ich nun das Titelbild mit den Pferden. Die rote Schrift ist allerdings nicht sonderlich gut lesbar auf dem Grasegrün. Aber kann man - für ein Heimprojekt - durchaus lassen. Vielleicht die Gäste irgendwo auch bewusst wissen lassen, dass die Karte selbst erstellt wurde. Klärt einiges auf und bringt vielleicht auch ein paar Sympathiepunkte.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass nur die Überscgriften in einer Serifenschrift verfasst werden sollte. Texte (Speisen) wären in einer sans-serif Schrift besser lesbar.
Einleitung finde ch jetzt gut. Wie Gerhard Schoolmann schon sgate: lieber Vor- und Zunamen nennen, statt "Fam. Maier".
Als zusätzliche Beilage fänd' ich die EUR 3,-- auch etwas teuer. Als Beilage als Hauptgericht: okay.
Auf Seite 9 würde ich die Zeile "Die Zahlen..Fertigprodukte verwenden" ganz streichen. Auch das "Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet" hinterläßt beim Gast evtl. einen faden Beigeschmack. Entweder: Keine kennzeichnungspflichtigen Zusatzstoffe verwenden, oder dazu stehen und ausweisen. Zu den allergen Nahrungsmittelgruppen kann ja auch niemand etwas schlechtes sagen (wer keine Allergie hat). Anders vielleicht bei Geschmacksverstärker, Antioxidationsmittel...
Okay, Cola / Linomade jetzt nach Marke benannt. Dem Saft täte dies auch gut. Wasser: ich stimm G. Schoolmann zu: zu viele. Welche Marken / Sorten werden denn am meisten bei Euch getrunken? Reduziert es doch darauf. (es reicht wohl ein still und ein spritziges, wer exotisch sein will: noch ein medium dazu).
Bei den Weinen ist mir das "bestimmte Anbaugebiet" nicht immer klar. Trinke aber auch fast nur Frankenwein...
Zu den Bierlogos habe ich mich in "Runde 1" schon mal geäußert... Verlangen das die Brauereien? Wünschen sich das die Gäste?
Beim Tee wäre es hilfreich, die vorhandenen Sorten kurz aufzulisten.
Zu "Hausmarke" Sekt habe ich mich schon (negativ) geäußert... Aber nun steht wohl "Schloss Wachenheim" dabei. Reicht das nicht als Angabe? Ein Winzersekt wäre sicherlich auch gut. Es ist nicht verkehrt, etwas günstiges, mittleres, hochpreisiges anzubieten. Dann entscheiden sich viele Menschen für das Mittlere. Sonst bei zwei Alternativen für das günstigere.
Fotos aus der kleinen Tierwelt. Schön, aber die Schrift läuft unten ins Dunkle. Dort schwer lesbar.
S. 18 mebold logo vielleicht nnoch ein wenig weiter unten rechts. Sitzt mitten auf der Hufe.
Öffnungszeiten etwas weiter links und runter, damit diese nicht über die Pferdebeine laufen.
Und vielleicht ruhig mal einem örtlichen Grafiker / Student zeigen!
Ihr habt vieles umgesetzt und Euch als (konstruktiv) kritikfähig gezeigt. Weiter so!
Ich fand die Kommentare in diesem Thread bisher sehr gut und keineswegs beleidigend wie gnä. Frau Wirtin unterstellen. Kritikaufgeschlossener werden... ;-)
Meine Hinweise, auch auf die Gefahr hin dass sie schon anderswo gebracht wurden (dann zählen sie vielleicht doppelt? *fg*)
* Text auf den Hintergrundbildern zu schlecht lesbar. Die Bilder sollten noch weiter aufgehellt werden. Alternativ einen weiteren (halb)transparenten Fond auf Satzspiegelgröße hinter den Text legen und die Bilder an den "Rändern" kräftiger lassen (öhm... weiß nicht ob ich das so gut ausgedrückt hab...)
* Die Speisekarte hat momentan 18 Seiten. Wie soll sie gedruckt werden? Normalerweise haben solche Druckerzeugnisse , falls sie als Heft oder Broschüre produziert werden, durch 4 teilbare Seitenzahlen (also 16 oder 20 Seiten). Bei 18 Seiten müsste ein Blatt "eingeklebt" werden. Bei Ringbindung wärs egal, da ginge auch 18 Seiten (allerdings würden dann evtl. die Bildübergänge im Bund nicht mehr schön sein.
* Bei den Hintergrundbildern würde ich noch mal auf die Motive schauen. Ggf. auch auf verschiedenen Seiten unterschiedliche Motive/Fohlen/Blickwinkel (oder gar Jahreszeiten/Altersstadien...)
* Die Lesbarkeit der Schriften noch mal testen. Evtl. der Senior-Chefin mal testweise zum lesen geben, ob sie es (auch im evtl. nicht voll ausgeleuchteten) lesen kann.
* Die Schrift ist teilweise auch scharf auf dem Hintergrund, teilweise sind "Artefakte"/Unschärfen zu sehen. Selbes gilt für alle Bilder. Dies mag am Entwurfsmodus für das PDF zum testen liegem, sollte aber vor der endgültigen Druckversion behoben werden.
* Bei den Abständen/Ausrichtungen von Bildern und Text sollte noch mal jemand mit nem "grafischen Auge" drauf schauen.
* Falls die Schriftart Ligaturen beinhaltet (sollte sie eigentlich), sollte man sie zur hübscheren Lesbarkeit auch verwenden (fl, ff, fi etc.)
* Zusätze, die ihr gar nicht verwendet (wie Geschmacksverstärker - bärgs) würd ich ganz von der Liste entfernen.
* Hinweise auf lokale/regionale Partner/Lieferanten wurde schon gebracht, halte ich auch für wichtig und vertrauen erweckend.
* Evtl. noch spezielle Kindergerichte? Habe außer dem Hinweis dass es für 1,50 Abschlag auch kleine Portionen gibt nix gesehen was speziell für die evtl. etwas mäkligeren und nicht so regionale-Küche-affinen Kids wäre.
Liebe Grüße in den Süden,
steffen
[ Trackback: Speisekarten-Beratung: Fohlenweide (2) ] Die Karte der Fohlenweide hat ja für viel Gesprächsstoff gesorgt, so dass ich hier nur noch wenig anzufügen habe (wobei ich mich auf die Version III beziehe). – Also los:
[ Trackback: Speisekarten-Beratung: Fohlenweide IV ] Und mit einem gewissen Stolz meinerseits – und sicherlich auch von Familie Meier – präsentiere ich hier gerne das Endprodukt der Speisekarten-Beratung für den Gasthof Fohlenweide:
Meine Anmerkungen beziehen sich noch auf die zweite Version:
Auf die Willkommen-Seite würde ich es nicht mit der Formel "Ihre Fam. Maier" belassen, sondern entweder die Vornamen der Familienmitglieder erwähnen oder besser noch ein Gruppenbild einbauen mit den Personen und den Namen in der Unterschrift, um den persönlichen, familiären Charakter zu unterstreichen und den Gästen zu ermöglichen, die Familienmitglieder zu erkennen und namentlich anzusprechen.
Die Karte ist so attraktiv, daß sie sicherlich gerne mitgenommen wird. Falls aus Kostengründen nicht vorgesehen ist, sie breit zu streuen, würde ich einen Hinweis anbringen, daß sie gegen einen konkreten Unkostenbeitrag erworben werden kann. Dann klauen nicht alle die Karte, sondern ein paar zahlen.
Es fehlen Desserts (wenn man vom süßen Flammkuchen absieht). Nachspeisen müssen natürlich nicht auf der Dauerkarte stehen, sondern können auch angeschrieben werden.
Das Rumpsteak ist im Verhältnis zu den anderen Speisen viel zu billig. Evtl. ist auch das Pfeffersteak zu bilig, mir ist aber nicht klar, was darunter zu verstehen ist (welches Fleisch). Zu überlegen wäre auch, ob das Fleischangebot hinsichtlich der Sortenvielfalt der verwendeten Fleischsorten nicht zu umfangreich ist. Von daher kann man vielleicht auf Pfeffersteak und/oder Rumpsteak verzichten, wenn sie dann zu einem angemessenen Preis nicht mehr gehen.
Auch die Flädlesuppe scheint mir überflüssig. Die Maultasche in der Brühe betont die Spezialität des Hauses (Maultaschen) und ist eine ähnliche Suppe.
Es werden viele verschiedenen Beilagen angeboten. Am wenigsten scheinen mir Pommes frites zum thematischen Konzept zu passen.
Die Beilagen sind meines Erachtens mit 3 Euro zu teuer, wenn sie wirklich als weitere Beilage portioniert sind.
Bei den Maultaschen kann man in der Übersetzung auf die sich wiederholende Angabe "3 Maultaschen" verzichten.
Rechtschreibfehler auf der Maultaschen-Seite:
Kuttlen, richtig: Kutteln
auf leckeres verzichten --> auf Leckeres verzichten
Bei den Bratwürsten, muss es vermutlich heißen: Geräucherte Bratwürste statt "gerauchte Bauernbratwürste" oder ist das etwas anderes, Umgangsprache???
Der Salat mit Thunfisch paßt weder zum regionalen Konzept noch ist er "aus dem Garten". Einfach weglassen, das Sortiment ist ohnehin sehr oder zu umfangreich. Denkt an Eure Küchenmitarbeiter!
Bei den Mineralwässern verstehe ich die Vielzahl nicht. Möglicherweise unterscheiden sie sich in dem Kohlensäuregehalt (still, mittel, spritzig). Dann sollte es dabei stehen. Ob man ein Heilwasser anbieten sollte? Da habe ich meine Zweifel. Diese sind in der Regel sehr inhaltsreich und schmecken deshalb recht speziell.
Ich würde keine Allerwelts-AFG anbieten, auch wenn ich weiß, daß es auf den ersten Blick schwer fällt, auf Cola usw. zu verzichten. Entweder würde ich ein besonders Cola anbieten, ein regionales oder etwa von Neumarkter Lammsbräu oder ganz darauf verzichten. Stattdessen eine regionale Brause oder Bionade.
Säfte könnte man mehr listen, z.B. alte Sorten wie Quitte, Rhabarber usw. Auf Orangensaft kann man verzichten, solange in dieser Region noch keine wachsen. Sauerkirschsaft gibt es wohl nicht, es handelt sich vermutlich um Sauerkirschnektar.
Die Weinkarte ist mit 12 offenen Weinen, unter dem Vorbehalt, dass ich nicht weiß, wieviel Wein verkauft wird, vermutlich zu umfangreich. Da oxidiert Euch der Wein in den Flaschen. Man sollte wenigstens beim Öffnen das Datum auf einem Aufkleber vermerken und den Wein nach spätestens drei Tagen wegschütten (oder als Kochwein verwenden) oder täglich verkosten, ob er noch okay ist. Am besten man reduziert das Angebot auf vielleicht 2 rote, 2 weiße und einen Rosé/Weißherbst und bietet den Rest als Flaschenwein an. Man kann auch wechselnde Sorten anschreiben.
Bei den Weinen fallen die Weine aus Ingelheim und der Bernkastler Riesling aus dem regionalen Schema (ich kann die anderen aber nicht klar genug regional zuordnen).
Das Spektrum der Weinpreise hat eine zu geringe Bandbreite (3,30 bis 3,80). Entweder biete ich ein breites Spektrum an, also günstigere Weine für die sparsamen Gäste und teuere Weine für die Weinkenner. Oder ich erspare dem Service die geringen Preisunterschiede und mache einen Einheitspreis.
Vier offene Biere erscheinen mir recht viel. Man sollte dann wenigstens 120 Hektoliter Bier vom Faß ausschenken (keine Ahnung, was bei Euch geht). Hilfsweise kann man versuchen, kleinere Gebinde zu bekommen, etwa 20-Liter-KEGS bzw-Fässer und/oder man verwendet als Gas keine reine Kohlensäure sondern ein Stickstoff-Kohlensäure-Mischgas, etwa der Marke Aligal. Dann karbonisiert das Bier nicht so schnell auf und man kann es bis zu fünf Tage lang an der Leitung lassen.
Auf die ohnehin wenig prägnanten Bierlogos würde ich verzichten und stattdessen in zwei, drei Sätzen erläutern, warum man ausgerechnet diese Biere ausschenkt (Schussenrieder hat meines Wissens einen guten Ruf, bewußt getrunken habe ich noch kein Bier dieser Brauerei). Stichworte: regionale Brauerei, evtl. Familienbrauerei, Qualität (Auszeichnungen).
Beim Kaffee würde ich angeben, welche Marke(n) verwendet werden und evtl. eine regionale verwenden (keine Ahnung, was es in der Regin gibt).
Bei den Spirituosen würde ich die Allerweltsspirituosen Erdbeerlimes, Baileys, Ramazzotti und Jägermeister rausschmeißen. Stattdessen einen regionalen Kräuterhalbbitter. Die Obstbrände und Schnäpse würde ich mit Namen nennen und auf regionale Brennereien umsteigen. Evtl. macht es auch einen Sinn, das Preisspektrum auszuweiten, also auch etwas teuere Brände hinzuzunehmen und/oder einen preiswerten Schnaps als Angebot anzuschreiben.
Falls Sekt überhaupt getrunken wird, würde ich die Allerweltsmarken Freixenet und Schloß Wachenheim durch eine regionale Marke, evtl. einen Winzersekt ersetzen (fraglich ist dan aber die Preisakzeptanz).
Die Abbildungen der Tiere gefallen sicherlich vor allem den Kindern. Ich würde auch die weiteren Tiere mit Namen nennen.
Mir ist klar, daß meine Anmerkungen zum Sortiment über eine Speisekartenkritik im engeren Sinne hinaus gehen und sich auch nicht so leicht umsetzen lassen, weil es ja nicht damit getan ist, den Text zu ändern. Man muß sich ja um Bezugsquellen kümmern, im laufenden Betrieb austesten, was geht und was nicht. Aber vielleicht denken Sie wenigstens einmal darüber nach, probieren es - etwa per Anschreiben an einer Tafel - peu á peu aus und entwickeln das Sortiment möglicherweise in diese Richtung weiter. Grundsätzlich geht es dabei um
- Regionalisierung
- Hervorheben der Qualität
- Besonderes bieten, was es nicht überall gibt.