Geocaching adé!
Wirklich schade – das Ende von Geocaching ist offensichtlich gekommen (jedenfalls auf der größten Plattform). Jahrelang habe ich sehr viel Freude an diesem Spiel gehabt. Am 23. März 2017 geht diese Ära zu Ende.
Früher ging es um Spaß, Spiel, Spannung, Geheimnis. Heute geht es bei Groundspeaks traurigen Resten von Geocaching nur noch um Kommerz. Ab dem 23. März funktioniert die Original-Geocaching-App, die mich so lange begleitet hat, dann auch nicht mehr. Gerade eben habe ich dort meinen allerletzten Fund geloggt (#1042). Die Nachfolge-App ist (genauso wie die Website) Abzocke pur, dort bekommt man nur noch mit horrenden monatlichen Abogebühren Zugang zu den Koordinaten der freiwillig und kostenlos gelegten Caches auf der ganzen Welt.
So nicht, Groundspeak. Meine selbstgelegten Caches ziehe ich daher um nach Opencaching.de. Die Plattform hat zwar lange nicht die Reichweite wie das „Original“, aber dort wird wenigstens kein Kommerz betrieben.
Feuchte Datensammlerträume bei nebenan.de
Wie man eine eigentlich gute Idee torpediert: Einige Nachbarn aus meinem Viertel kamen auf die Idee eine Community zu gründen. Dafür haben sie sich allerdings die „preisgekrönte“ (angeblich) kostenlose Seite nebenan.de ausgesucht. – Tja, ...
nebenan.de sieht auf den ersten Blick auch wirklich nett aus: Cooler Seitenaufbau, Smartphone-Apps, persönliches Anschreiben, Kartendarstellung des Viertels, angeblich bekannt aus diversen großen Medien. 116 Personen aus meiner Umgebung haben sich wohl schon angemeldet. Die Idee ist sich über alle Alltäglichkeiten auszutauschen: Suche & Biete, Veranstaltungen, Lebensmittel- und Kleidertausch, Nachbarschaftshilfe in Garten, Haus und Schule etc. Sehr hehre Vorstellungen und Ziele.
Das Anmeldeprozedere verlangt dazu Klarnamen und -adresse – zur Verifikation in der Plattform. Macht ja auch Sinn – irgendwie.
Misstrauisch, wie aber nunmal bin, dachte ich: Vor Eingabe meiner persönlichen Daten erst mal Impressum und Datenschutzregelungen lesen. Und siehe da: Google Ads und Facebook-Pixel lassen grüßen. Aus der geschlossenen, privaten Community mit Bezug zum Wohnort wird im Handumdrehen der feuchte Traum der Datensammler: „Harte, verifizierte Adressen und deren Nutzerverhalten im lokalen Kontext, verortbar in einen Radius von wenigen hundert Metern. Wie geil ist das denn?“
Und daher mein „Tja!“, liebe Leser. Ich habe die Anmeldung natürlich umgehend abgebrochen. Hier wird mit einer angeblich kostenlosen Plattform der Community-Gedanke durch die Hintertür kommerziell ausgeschlachtet. Mit „Nachbarschaft“ hat das für mich genau gar nichts zu tun. Schade eigentlich.
Von der Verschwendung von Exzellenz
Ein weiterer inhaltlicher und sprachlicher Hochgenuss von Felix Schwenzel:
unsere (gefühlte) lebenswirklichkeit sieht anders aus. hochbegabte kreative verschwenden ihre fähigkeiten in werbeagenturen, um andere leute zum kauf zu manipulieren. begabte programmierer verschwenden ihre besten jahre um mauern um datensilos und filterblasen zu verstärken oder erpressungssoftware zu schreiben. tausende hochbegabte ingenieure tüfteln an technlogien, um verbrennungsmotoren zu bauen oder prüfverfahren auszuhebeln. talentierte journalisten und autoren verwenden ihr ganze ernergie darauf, clickbaits möglichst manipulativ zu formulieren oder suchmaschinenoptimiert zu schreiben. wenn wir, statt uns in unseren frustrierenden filterblasen umzuschauen, in denen nichts richtig zu funktionieren scheint und die angeblich besten manager deutschlands es noch nichtmal schaffen einen flughafen zu bauen, wenn wir dann also einen film sehen, in dem die menschen etwas auf die reihe bekommen, wenn wir menschen sehen, die talentiert sind und gleichzeitig versuchen eine beule ins universum zu schlagen, dann schöpfen wir hoffnung.
[ via: wirres.net ]
Recht hat er, der Mann. Punkt.
iBeacons an ÖPNV-Haltestellen
Hoffentlich arbeitet schon jemand an dieser Idee (wenn nicht, melde ich hiermit Urheberschaft an ;-)): iBeacons an allen Haltestellen des ÖPNV installieren und mit der passenden App die Abfahrtzeiten (natürlich live) pushen.
Vorteile: Die Ortung funtioniert auch in der U-Bahn. Teure Anzeigetafeln und Pläne für die Abfahrtzeiten können entfallen. Und wenn der Kanal schon etabliert ist, kann darüber gleich das passende Ticket gelöst werden. Dann noch iBeacons in die Fahrzeuge, und Ticketverkauf und Kontrolle gehen deutlich schneller. Volle Anonymität kann gewährleistet werden. Und die Nutzer werden wieder unsichtbar, sobald sie Fahrzeug und Haltestelle weit genug hinter sich gelassen haben. So weit, so praktisch. Was habe ich übersehen? Und warum gibt es das nicht längst?
Zeitschriftenverleger sind weinerliche Profitgeier
Ich kann das Gejammere über die Werbeblocker nicht mehr hören. Die aktuellen Versuche der Zeitschriftenverleger, Werbeblocker rechtlich anzugehen, sind einfach nur lächerlich. Verfahren statt Content. Der Schuss geht auf jeden Fall nach hinten los.
Erste Fehleinschätzung des jammernden VDZ, vertreten durch Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer, in einer aktuellen dpa-Meldung: „[ … ] Content soll frei und umsonst und in bester Qualität verfügbar sein.“ – So ein Quatsch. Content sollte beste Qualität haben, meinetwegen, sonst lohnt sich das Lesen ja nicht. Frei sowieso, sonst liest es erst recht keiner. Von „umsonst“ im Sinne von „unbezahlt“ hat jedoch bisher keiner geredet. Für Content in bester Qualität zahle ich gerne. Bücher, Filme, Musik machen es schon vor. Was ich nicht akzeptiere, sind Werbung und Benutzerprofile (darum geht es den Werbetreibenden ja mittlerweile vordringlich) als Bezahlung für Content. Dann schon lieber Paywalls.
Aber da würden den Zeitungsverlegern ja erst recht die Felle davonschwimmen. Denn wer will heutzutage ernsthaft von gutem Content sprechen, wenn er an die aktuellen Presseerzeugnisse denkt (Ich sage hier nur mal: Stern, Bunte, Gala, Bild.) Für diesen Schrott würde ich natürlich nie nur einen Cent zahlen. Und viele andere wohl auch nicht.
Die werbefinanzierten Angebote vermitteln hingegen die Illusion von Gratis, weil den meisten Menschen gar nicht klar ist, was ihre persönlichen Daten wert sind. (Das ändert sich hoffentlich irgendwann einmal.) Doch mit der Werbung haben sie es mittlerweile eben deutlich zu weit getrieben. Daher sind die Argumente der Werbeblocker-Anbieter ja so richtig – schnelleres, privateres Surfen und lesbarer Content. (Ich liebe die Leseansicht in Safari; ist übrigens auch ein Werbeblocker ;-))
Statt in juristische Scharmützel zu investieren, wünsche ich mir Content in bester Qualität mit transparentem Finanzierungsmodell. Dann überlege ich mir gerne, was er mir wert ist.
Bis dahin bleibt der Werbeblocker an: ublock origin für Firefox, Adblock Plus für Safari („unaufdringliche Werbung“, was auch immer das sein soll, wird dort auch geblockt) und Blockr für meine iOS-Geräte.
Für die ganz hartnäckigen Fälle gibt es die Anti-AdBlocker-Blocklist. Und wenn alles nicht mehr hilft, dann lese ich halt anderswo – z. B. ein Buch.
Schwenzel bringt es wieder auf den Punkt …
Ruhig geworden im Speisekarten-Blog, aber nicht still. Allerdings wird es angesichts der vielen Plattformen im Web immer schwieriger sich um eine eigene Seite zu kümmern.
Die SEO-Maßnahmen der großen Speisekarten-Hersteller zeigen Wirkung. Die Speisekarten-Seite ist schon lange nicht mehr an Platz 1 der Suchergebnisse, geschweige denn auf Seite 1. Dadurch sind natürlich auch die Besucherzahlen zurück gegangen und damit die Anzahl der Kontakte via E-Mail. – Die Party im Web ist voll im Gange und der kleine, introvertierte Typ in der Ecke fällt manchem gar nicht auf. Auch wenn er selbst immer noch viel Spaß an der Party hat.
Dass es da draußen immer noch Leute gibt, denen es genauso geht, dass hat mal wieder Felix Schwenzel für mich ausgegraben:
oder nochmal anders gesagt: relevanz ist firlefanz und was kümmert es mich, ob sich die massen sich weiterhin in (sich transformierenden, aber stets ähnlich funktionierenden) massenmedien tummeln, solange ich ungeahnte möglichkeiten und potenziale habe, weiterhin die für mich relevanten randgruppen zu erreichen?
[ via: wirres.net ]
Und daher lasse ich mich auch weiterhin nicht aus der Ruhe bringen. (Felix Schwenzel spricht von „randgruppen (nerds, technikfreaks, selbstdarsteller, mitteilungswütigen)“).Die Speisekarten-Seite bleibt für Sie am Ball. Und natürlich auch für mich selbst.
Post-Privacy-Fan? Lies das …
Für all die Post-Privacy-Fans (und auch alle anderen): Ich bin zwar erst auf Seite 147, erteile aber schon jetzt einen Lesebefehl:
Er versicherte ihr, dass alles, was auf dem Bildschirm gewesen war, öffentlich zugänglich sei, nichts davon irgendwie peinlich, da es sich ja schließlich um eine Auswahl von Sachen handelte, die sie selbst gepostet hatte.
Und Mae wusste, dass das alles stimmte. Sie war nicht wütend über die Enthüllung ihrer Allergien. Oder ihrer Lieblingsrestaurants. Sie gab diese Informationen seit vielen Jahren ungeniert preis, und gerade das – ihre Vorlieben preiszugeben und über die anderer zu lesen – mochte sie an ihrem Onlineleben.
Also was hatte sie an Gus' Präsentation so beschämend gefunden? Sie konnte es nicht genau sagen. War es bloß die Überrumpelung? War es die Punktgenauigkeit der Algorithmen? Vielleicht. Aber andererseits, es war nicht absolut genau gewesen, also war das vielleicht das Problem? Dass eine Matrix von Vorlieben als dein Wesenskern präsentiert wurde, als Ganzes? Vielleicht war es das. Es war eine Art Spiegel, aber er war unvollständig, verzerrt.
Der Circle
Dave Eggers
ISBN 978-3-462-04675-5
Wer es dann immer noch nicht verstanden hat, dem kann ich auch nicht mehr helfen.
Charlie Chaplin – Der große Diktator
Läuft gerade durch das Netz und hat auch bei mir bei jedem Sehen Gänsehaut erzeugt – Charlie Chaplin als „Der große Diktator“ mit seiner auch heute noch aktuellen Rede:
Es tut mir leid, aber ich möchte nun mal kein Herrscher der Welt sein, denn das liegt mir nicht.
Ich möchte weder herrschen noch irgend wen erobern, sondern jedem Menschen helfen wo immer ich kann; den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weißen. Jeder Mensch sollte dem anderen helfen, nur so verbessern wir die Welt.
Wir sollten am Glück des Anderen teilhaben und nicht einander verabscheuen.
Hass und Verachtung bringen uns niemals näher.
Auf dieser Welt ist Platz genug für jeden, und Mutter Erde ist reich genug um jeden von uns satt zu machen.
Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein, wir müssen es nur wieder zu leben lernen!
Die Habgier hat das Gute im Menschen verschüttet, und Missgunst hat die Seelen vergiftet und uns im Paradeschritt zu Verderben und Blutschuld geführt.
Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt, aber innerlich sind wir stehengeblieben.
Wir lassen Maschinen für uns arbeiten, und sie denken auch für uns.
Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen und unser Wissen kalt und hart.
Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig.
Aber zuerst kommt die Menschlichkeit und dann erst die Maschinen. Vor Klugheit und Wissen kommt Toleranz und und Güte.
Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert.
Aeroplane und Radio haben uns einander näher gebracht. Diese Erfindungen haben eine Brücke geschlagen von Mensch zu Mensch, die erfassen eine allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle Eins werden.
Millionen Menschen auf der Welt können im Augenblick meine Stimme hören. Millionen verzweifelter Menschen, Opfer eines Systems, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Unschuldige zu quälen und in Ketten zu legen.
Allen denen, die mich jetzt hören, rufe ich zu „Ihr dürft nicht verzagen!“ Auch das bittere Leid, das über uns gekommen ist, ist vergänglich.
Die Männer, die heute die Menschlichkeit mit Füßen treten, werden nicht immer da sein! Ihre Grausamkeit stirbt mit ihnen und auch ihr Hass. Die Freiheit, die sie den Menschen genommen haben, wird ihnen dann zurückgegeben werden. Auch wenn es Blut und Tränen kostet, für die Freiheit ist kein Opfer zu groß.
Soldaten, vertraut Euch nicht Barbaren an, Unmenschen, die Euch verachten und denen Euer Leben nichts wert ist; Ihr seid für sie nur Sklaven, Ihr habt das zu tun, das zu glauben und das zu fühlen. Ihr werdet gedrillt, gefüttert, wie Vieh behandelt und seid nichts weiter als Kanonenfutter. Ihr seid viel zu schade für diese verwirrten Subjekte, diese Maschinenmenschen mit Maschinenköpfen und Maschinenherzen. Ihr seid keine Roboter, Ihr seid keine Tiere, Ihr seid Menschen! Bewahrt Euch die Menschlichkeit in Euren Herzen und hasst nicht!
Nur wer nicht geliebt wird, hasst! Nur wer nicht geliebt wird. Soldaten, kämpft nicht für die Sklaverei, kämpft für die Freiheit!
Im 17. Kapitel des Evangelisten Lukas steht: „Gott wohnt in jedem Menschen.“ Also nicht in einem oder einer Gruppe von Menschen.
Vergesst nie: Gott lebt in Euch allen, und Ihr als Volk habt allein die Macht, die Macht Kanonen zu fabrizieren, aber auch die Macht Glück zu spenden. Ihr als Volk habt es in der Hand, dieses Leben einmalig kostbar zu machen, es mit wunderbarem Freiheitsgeist zu bedingen.
Daher im Namen der Demokratie: Lasst uns diese Macht nutzen, lasst uns zusammenstehen! Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine anständige Welt, die jedermann gleiche Chancen gibt, die der Jugend eine Zukunft und den Alten Sicherheit gewährt.
Versprochen haben die Unterdrücker das auch. Deshalb konnten sie die Macht ergreifen. Das war Lüge, wie überhaupt alles, was sie Euch versprachen, diese Verbrecher!
Diktatoren wollen die Freiheit nur für sich, das Volk soll versklavt bleiben. Lasst uns diese Ketten sprengen, lasst uns kämpfen für eine bessere Welt, lasst uns kämpfen für die Freiheit in der Welt, das ist ein Ziel für das es sich zu kämpfen lohnt!
Nieder mit der Unterdrückung, dem Hass und der Intoleranz.
Lasst uns kämpfen für eine Welt der Sauberkeit, in der die Vernunft siegt, in der Fortschritt und Wissenschaft uns allen zum Segen gereichen.
Kameraden! Im Namen der Demokratie, dafür lasst uns streiten!
Expertenleben
Ein Video aus dem vollen Leben:
[ via: Indiskretion Ehrensache ]
BTW: Ich bin u. a. Speisekarten-Experte und kann auch in dieser Rolle genauestens nachvollziehen, was uns dieser Clip sagen will ;-)
CeBIT 2014
Der Niedergang der CeBIT setzt sich fort. Nur noch 210.000 Besucher. Anfahrt und Parkplatzsuche waren noch nie so entspannt. Einzig die Halle 3 bietet Überraschungen für mich:
Den Schwenk in Richtung Fachbesucher begrüße ich sehr. Und es ist auch nicht alles so schlecht, wie die Besucherzahlen vermuten lassen: Das BI-Forum ist wieder deutlich größer geworden.
Ergo: Totgesagte leben länger und wir schauen mal nach der nächsten CeBIT (2015-03-16 – 2015-03-20).