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Gastrosophie, Gastronomie, Sammelleidenschaft – vereint durch Speisekarten, beschrieben durch kurze Beiträge, Web-Tipps, Ideen und Ansichten.
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Keine Reservierungen, bitte.

Eingetragen am 2007-01-22 10:56 von Thorsten Sommer unter #gastronomie.

Was „Nicht-Gästen“ droht, also Leuten, die gemachte Tischreservierungen nicht einhalten, schildert Theo in seinem Eintrag „Tischreservierungen, Nichterscheinen & Folgen“. Gerhard nimmt den Ball sauber auf und schildert gleich mal einige Möglichkeiten, wie mit Reservierungen grundsätzlich umgegangen werden kann.

Dabei kann ich mich Gerhards unterschwellig ablehnendem Ton gegenüber der Idee, überhaupt keine Reservierungen anzunehmen, nicht anschließen:

Man nimmt überhaupt keine Reservierungen an. Dies ist bei angesagten Betrieben eine optimale Lösung aus der Sicht des Gastronomen.. Die Gäste "prügeln" sich um die Plätze. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sie wälzen damit als Gastronom, das Risiko keinen Platz zu bekommen, auf den Gast ab. Sowas funktioniert aber schlecht bei Zielgruppen, die anreisen, und bei älteren Zielgruppen, die es hassen, keinen Platz zu bekommen oder mit einem Stehplatz abgespeist zu weren. In der Szenegastronomie ist diese Strategie eigentlich die Regel.

[ via: Gastgewerbe Gedankensplitter ]

Denn es gibt auch für die Gäste Vorteile, wenn keine Reservierungen angenommen werden (eigene Erfahrung):

  • Man kann solange bleiben, wie man will – ohne das der Service peinlich betreten darauf hinweisen muss, dass der Tisch doch jetzt bitte geräumt werden müsse, weil er an diesem Abend zweimal verkauft wurde.
  • Man bekommt immer einen Tisch – mit ein wenig Geduld.
  • Aufwände für Annahme und Verwaltung von Reservierungen (sowie alle Konsequenzen aus nicht-angetretenen Reservierungen) entfallen für den Betreiber, die Kosten sinken und damit auch die Preise.

  • Wartezeiten sind Kommunikationszeiten, in denen man sich mit den anderen Wartenden unterhalten kann. So lernt man neue Menschen mit gleichen Interessen kennen.

Nicht exakt zu wissen, wann man genau an welchem Tisch sitzt (am besten noch mit vorab festgelegter Speisefolge und auf den Zehntelcent präzise kalkuliertem Preis) widerspricht natürlich der deutschen Volksseele. Aber es soll ja durchaus Leute geben, die sich davon befreien konnten und flexibel sind.

Insofern sympatisiere ich sehr mit Gerhards zweiter Idee:

Man richtet Warteplätze ein. Dies isst in vielen amerikanischen Restaurants üblich. Ein Barbereich mit Stehsitz- und/oder Stehplätzen nimmt die Gäste auf, bis ein Platz, an dem essen kann, frei wird. Dort gibt es Kleinigkeiten und vor allem Drinks. Wenn das Restaurant nicht überschaubar ist, braucht man einen oder mehrere spezielle Mitarbeiter, die koordinieren. Man nutzt die Bar entweder, um die Gäste mir einem Freidrink zu trösten, oder man will damit einen zusätzlichen Getränkeumsatz (Aperitif, Cocktail) erzielen.

[ via: ebenda ]

Mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Auf jeden Fall einen Tisch ergattert, nette Leute beim Warten kennengelernt, Geld gespart. Herz, was willst du mehr.

Wie seht ihr das?

 

Ein Kommentar:

Hört sich ja alles prima an. Nur hat der vorschlagende vielleicht schon mal darüber nachgedacht, dass es Menschen gibt, die reservieren MÜSSEN, damit sie überhaupt noch eine Möglichkeit haben auswärts essen zu gehen? Diese Menschen nennt man Eltern (insbesondere von kleinen Kindern) und ich gebe zu, dass meine Erkenntnisse diesbezüglich noch nicht so alt sind. Man stelle sich vor, der ganze Tag wäre durchgetimed wie beim Militär, für sämtliche Aktivitäten der Erwachsenen gibt es eng begrenzte Zeitfenster, von der Panik des Personals beim unangemeldeten Auftauchen mit einem Kinderwagen ganz zu schweigen. Da heißt es rechtzeitig reservieren und dann beten, dass die Restaurantbesatzung auf Zack ist und nicht Stunden für Essen und Getränke braucht. Denn eines haben Kinder eben nicht: Geduld ... je kleiner desto schlimmer.

Oder sollen Leute mit Minis am besten zu McDonalds gehen oder ganz zuhause bleiben?

Feuervogel, 2007-02-01 23:46