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Gastrosophie, Gastronomie, Sammelleidenschaft – vereint durch Speisekarten, beschrieben durch kurze Beiträge, Web-Tipps, Ideen und Ansichten.
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Psychomacke: Menüänderer

Eingetragen am 2007-09-14 21:04 von Thorsten Sommer unter #gastrosophie.

Schöne Beobachtung von Tobias Schönpflug in seiner Welt-Kolumne „Ab 18“, der ich mich (bedingt) anschließen kann:

Die Speisekarte ist die Agenda des Restaurants. Dort steht drin, was das Restaurant anbietet. Wenn es einem nicht gefällt, dann kann man ja in ein anderes Restaurant gehen. Man besucht ja auch kein Museum mit dem Tuschkasten in der Hand und malt einem Picasso-Porträt die Nase an die richtige Stelle. Die Menüänderer verzweifeln an dieser Tatsache. Sie haben eine psychische Störung, die dazuführt, dass sie einfach keine Speisekarte akzeptieren können. Ihre Ikone ist Meg Ryan in "Harry & Sally“. Wir erinnern uns an den legendären Dialog:

Kellnerin: Was kann ich Ihnen bringen?

Harry: Ich glaube, ich nehme Nummer Drei.

Sally: Ich hätte gerne einen Chefsalat, bitte, mit Öl und Essig extra. Und den Apfelkuchen a la mode. Aber ich hätte den Kuchen gerne leicht angewärmt und ich will keine Eiscreme drauf. Ich will die Eiscreme extra. Und ich hätte gerne Erdbeereis, statt Vanille, wenn sie das da haben. Wenn nicht, dann keine Eiscreme, nur Sahne, aber nur wenn es echte Schlagsahne ist. Wenn es Schlagsahne aus der Sprühdose ist, dann möchte ich gar nichts.

Kellnerin: Nicht einmal den Kuchen?

Sally: Nein, nur den Kuchen. Aber dann bitte nicht warm machen.

Die Menüänderer findet man in allen Schichten unserer Gesellschaft. Wenn man ihre Verbreitung statistisch erheben würde, könnte man bestimmt einen schönen Artikel darüber schreiben der mit „Immer mehr Deutsche akzeptieren die vorgelegte Speisekarte nicht“ anfängt.

[ via: Welt Online ]

In einigen Fällen sind Menüänderungen durchaus genehmigt (ganze Gänge weglassen oder einzelne Zutaten abändern, nicht mehr als eine, maximal zwei solcher Änderungen pro Gast). Aber da gibt es ja auch noch die Leute, die mehr Änderungen als Gänge anbringen und sich vor allem dabei noch ganz toll fühlen. Die kann ich auch nicht leiden.

Andere Nervtöter waren die Buffet-Marterer, Speisekarten-Langsam-Leser und Bei-der-Bestellung-Einschlafende.

tags
#speisekarten #andererseits

Ein Kommentar:

Macken sind immer schwierig zu verstehen, manchmal auch direkt ätzend,
aber viele Restaurants beleidigen die Sinne (und Würde) ihrer Gäste in deutlich größerem Ausmaß, so ist manchmal Nachbesserung unumgänglich (hier: eisiger Obst- und Käsekuchen, Industrie-Sahne-Imitate (auch bei normaler Sahne ist die geschmackstote "wärmebehandelte" Variante üblich geworden). Da bleibt nur ein Wehrt Euch!

Roland , 2007-09-25 16:23