Speisekarten-Beratung: Eiskonditor Holzmann
Heute in der großen Speisekarten-Beratung: Die Eiskarte der Eiskonditorei Holzmann aus Essen – eingesandt vom Gestalter selbst, der für die kommende Auflage heute schon Anregungen sucht. Sowas machen wir natürlich besonders gerne. Hier die komplette Karte zum Download (5,7MB) und als einzelne Bilder im Browser:
Da mir ein Originalexemplar vorliegt, kann ich noch hinzufügen: Eine weiße Metallspirale hält die sechs ca. 300-Gramm-Kartonbögen zusammen. Das Druckformat ist ca. 15×15 cm.
Mögen die Beratungen beginnen! Meine Anmerkungen wie immer in einigen Tagen …
Drei Kommentare:
[ Trackback: Speisekarten-Beratung: Eiskonditor Holzmann (2) ] So, meine Anmerkungen zur Karte von Eiskonditor Holzmann kommen jetzt auch noch. Vielen Dank auf jeden Fall an Gerhard, der sich sehr ausführlich mit dieser Karte beschäftigt hat.
Unsortierte Anmerkungen:
Das €-Zeichen bei den Preisen würde ich weglassen. Es hat (mit Ausnahmen etwa auf Flughäfen und anderen Orten mit internationalen Gästen) praktisch keinen Informationsgehalt und erinnert die Leser allzusehr an das Geld. Die Preise sollten auch nicht durch Fettschrift hervorgehoben. Am besten wäre es sie hinter der Produktbeschreibung verschwinden zu lassen (aber das ist den meisten wie auch mir zu radikal).
Die Preise für das einfache gemischte Eis sollten nicht linear mit der Zahl der Kugeln wachsen (3 Kugeln für 1,80, 6 Kugeln für 3,60 usw.), sondern einen Fixkostenanteil enthalten, da der Arbeitsaufwand für's anrichten, abkassieren, spülen pro Becher anfällt und nicht pro Kugel (z.B. 3 Kugeln 2 Euro, 4 Kugeln 2,50, 6 Kugeln 3,50). Den Fixkostenanteil, der von Betrieb zu Betrieb schwankt, müsste man konkret berechnen und die Preise neu kalkulieren. Das einzige Argument für einen linearen Preis: er ist für das Personal leicht zu merken und für andere Kugelmengen auszurechnen.
Die Beschreibungen der Eisbecher ohne Alkohol sind zu technisch, zu "fachmännisch", eher Anleitungen für das Personal denn Beschreibungen, die dem Gast das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. ("Milcheismischung ...")
Auch die Bezeichnungen der Becher sind bieder, langweilig ("Wallnussbecher", "Mandelbecher"). Besser sind Bezeichnungen, die auf den Betrieb anspielen, Phantasiebezeichnungen, lokale Bezeichnungen oder die Namen von Mitarbeitern oder auch Stammgästen aufgreifen.
Beim Foto auf der vorderen Umschlagseite stört mich der geringe Kontrast zwischen Eis und Sauce.
Die Reihenfolge der Produktgruppen ist kontraproduktiv. Ganz zu Beginn stehen die langweiligen, niedig preisigen einfachen Becher mit gemischtem Eis. Die sollte man eher verstecken, es sei denn man will diese forcieren, weil die komplizierteren Eisbecher zu viel Arbeit machen und man lieber gemischtes Eis ohne Aufwand verkaufen möchte (das hängt vom Betrieb ab).
Die weniger langweiligen Eisbecher und Angebote werden auf den hinteren Seiten (vor den Getränken) versteckt. Die Kinderangebote sollte man hervorheben (es sei denn man verdient daran zu wenig) und evtl. sogar ganz nach vorne ziehen (oder auf die gut sichtbare Rückseite).
Sind die auf den einzelnen Seiten durch Abbildungen hervorgehobenen Produkte wirklich die profitablen Renner?
Handelt es sich um eine Ganzjahreskarte (oder ist der Betrieb im Winterhalbjahr geschlossen)? Wenn es sich um eine Ganzjahreskarte handelt, was hat dann ein Erdbeerbecher mit frischen (?) Erdbeeren darauf zu suchen. Sollte man für solche saisonalen Produkte nicht besser mit Saisonkarten, Tafelanschrieb arbeiten oder wenigstens die Verfügbarkeit auf Saisonzeiten einschränken? Bei der "Blaubeer-Schale" steht ja auch "Saison".
Die besonders gute Qualität der Produkte wird nur am Anfang der Karte unter Verweis auf die Ausbildung der Konditoren behauptet. Bei den Zutaten etwa wird sie nicht kommunziert. Z.B. steht da nur "Eierlikör" nicht aber, daß es sich um einen besonders guten Eierlikör handelt (etwa hausgemacht, die Marke oder der regionale Erzeuger). Das ließe sich für fast alle Zutaten sagen.
Evtl. sollte man den/die Inhaber, besser noch die Konditoren mit Foto und Namen vorstellen (deren handwerkliche Fähigkeiten sind ja das zentrale Qualitätsversprechen). Evtl. stellt man sie vor im Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Lieblingseis und/oder dem Eisbecher, den sie persönlich entwickelt haben. Dann hat man nicht mehr nur Eisbecher wie einen Bananensplit, den es tausendfach überall gibt, sondern einzigartige, persönliche Eisbecher.
Die Preise z.B. für Eisbecher mit Alkohol sind wenigstens auf der Seite 6 einheitlich (4,30 Euro). Das mag kalkulatorisch angemessen sein. Aber in einer gewissen Preisspanne
schwankende Preise erfüllen eher die verschiedenen Bedürfnisse der Gäste
- sich mal etwas besonders Teures zu gönnen, einzuladen, anzugeben.
- "zu sparen", indem man einen günstiges Produkt wählt, nur soviel Geld auszugeben, wie man noch glaubt ausgeben zu können, wollen.
Wenn die Prozesskosten für diese Eisbecher wirklich identisch sein sollten, kann man die Größe variieren (Eisbecherbehältnis, Anzahl der Kugeln, Kugelgröße).
Insgesamt fehlt es mir an besonderen, auch hochpreisigen Angeboten, auch für zwei Personen, etwa Pärchen (einfach die Menge zu verdoppeln wie möglicht, ist ja eher langweilig).
Beim Kaffee fehlt mir die Marke und/oder die Auslobung besonderer Qualität.
Bei der einheitlichen Hintergrundfarbe bin ich hin- und hergerissen. Die Einheit des Angebots wird betont. Andererseits findet man bestimmte Seiten schlechter wieder. Für die bessere Lesbarkeit (zumindest im Scan) würde ich das gelb heller machen und damit die Lesbarkeit der Schrift verbessern. Vielleicht funktioniert auch eine sehr dunkelblaue Farbe besser?
Als Bierliebhaber macht mich eine Angabe "Pils" ohne Angabe der Brauerei kirre. Es sei denn, es werden wechselnde Biere angeboten (dann wäre dies aber ein Service,auf den man hinweisen sollte). Beim Cola wird die Marke angegeben, okay. Aber warum nicht beim Saft. Kommt der aus dem Tetrapack vom Discounter? (würde ich als Gast befürchten).
Die Fotos sind teilweise gruselig (Farben), z.B. auf Seite 7. Das mag aber am Scan liegen.