Speisekarten-Seite

Die Zukunft von Speisekarten

Speisekarten gibt es, wie gelesen, im Gastgewerbe seit Anfang des 17. Jahrhunderts. In der Vergangenheit waren sie oft wahre Wunderwerke sprachlicher und grafischer Wohlredenheit. Sie unterschieden sich wesentlich von den heute so nüchternen Aufzählungen. Deckblätter von Speisekarten wurden von Künstlern und Malern entworfen, sie wurden mit Goldfarben und anderen Edelstücken verziert. Das geschieht heute nur noch in Ausnahmefällen.

Die heutigen Speisekarten sind vielfach nur noch langweilig gestaltete, einfallslose Aufzählungen. Es wird nicht mehr so viel Wert auf das Aussehen gelegt, sondern eher den Speisen und vor allem Preisen die Aufmerksamkeit geschenkt. Meist ist den Restaurateuren nicht bewusst, dass die Speisekarte ihre Visitenkarte ist.

Aber auch Speisekarten werden sich zukünftig wandeln (müssen). Die Wandlung wird von Land zu Land, von Betrieb zu Betrieb verschieden sein, und sich doch immer am Zeitgeist orientieren.

Auf jeden Fall kommt es bei Speisekarten zu einer Diversifikation, wie in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft. Es wird die einfach und reißerisch gestaltete Karte für den anglo-amerikanisch angehauchten Event-Gastronomen genauso geben wie die klassisch, gastrosophische Karte für den Genießer, der Haute Cuisine in allen Aspekten zu schätzen weiß. Darüber hinaus wird es auch noch viele weitere Spielarten geben, und ich muß sagen: Ich freue mich schon darauf.

Der Vermutung, dass es in Zukunft vermehrt elektronische Speisekarten geben wird, kann ich mich nicht voll anschließen. Denn Essen ist immer noch ein sinnlicher Vorgang, zu dem die anfassbare Speisekarte gehört. Was meinen Sie?

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Neben ihrer eigentlichen Aufgabe sind diese Menükarten liebenswürdige Erinnerungsstücke, besonders wenn jemand mit gutem Geschmack die Karte ausgewählt und den Druck bestimmt hat. Manche dieser Karten sind geschmückt mit Miniaturen, Aquarellen, Pastellen, Gouachen, richtige kleine Meisterwerke, deren Gegenwart neben dem Gedeck für den Gast ein Vergnügen bildet.

Auguste Escoffier
aus "Livre des menus"