Lokale Präpositionen auf Speisekarten
Neulich im Postfach der Speisekarten-Seite:
Allem Nonsense zum Trotz wüsste ich dann zwischendurch doch ganz gern, wie bestimmte Phänomene entstehen, zum Beispiel dieses bizarre "AN", das gerade auf ländlichen Speisekarten sehr komisch wirken kann. "Kabeljau an Salzkartoffeln" - Sie wissen , was ich meine. Ich habe viel recherchiert,bin aber nicht fündig geworden. Auch diverse Sterneköche haben mir nicht geantwortet. Ich kann mir nur zusammenreimen, daß es sich um einen Übersetzungsirrtum aus dem Französischen handelt (canard à l'orange, à= mit, aus, an, in etc.)Aber WER, verdorri nochmal, hat daraus so eine bescheuerte deutsche Mode gemacht?
Mit Verlaub, es handelt sich keinesfalls um eine „bescheuerte deutsche Mode“, sondern um ganz reguläre – teilweise sogar gelehrte – Speisekarten-Sprache. Diese Formulierungen existieren bereits seit vielen Jahren und sind keineswegs ein Phänomen der heutigen Zeit.
Die Sache ist übrigens weit weniger kompliziert als man womöglich annimmt: Gemäß den Regeln der Menükunde (Quelle hierfür ist u. a. mein „Menükundelehrer“, ehemaliger Fachkundelehrer an einer der größten Hotel- und Gastronomie-Fachschulen Deutschlands und langjähriger Gastronom) ist es zwar nicht explizit erforderlich (vielfach eher verpönt), aber durchaus üblich, mit den genannten lokalen Präpositionen Gerichte zu beschreiben.
Dabei geht es ganz einfach nur um das räumliche Verhältnis der Bestandteile eines Gerichtes auf dem Teller vor Gast.
Beispiel: Eine „Roulade in Rotweinsoße“ (übergossen) ist etwas anderes als eine „Roulade auf Rotweinsoße“ (Soßenspiegel) als eine „Roulade an Rotweinsoße“ (nebeneinander). Die räumlichen Verhältnisse sind sicherlich selbsterklärend.Ob man diese feingliedrige Ausdrucksweise wirklich für gut befindet, liegt im Auge des Betrachtenden. (Ich persönlich finde Sie sehr anregend und lese sie gerne; mein Menükundelehrer hat eher davon abgeraten, da Purist.)
Dabei kommt es natürlich auch auf die Qualität des gastronomischen Betriebes und der angebotenen Speisen an. Niemand wird von „Geschnittener Bratwurt in Currysoße an Pommes Frites mit Mayonnaise“ sprechen - obwohl es eine gastrosophisch korrekte Beschreibung wäre.
Wenn solche Art von Beschreibungen „auf ländlichen Speisekarten sehr komisch wirken“, dann liegt das an der Inkongruenz von gehobener Speisekarten-Sprache und Betrieb/Angebot. In einer Sterne-Gastronomie wäre das sicherlich nicht (so stark) aufgefallen.
Allerdings kann ich mich vor ~ 2000 nicht daran erinnern, in einem normalen, gepflegten Landrestaurant jemals irgendetwas "An" gegessen zu haben. Natürlich, ich rede nicht von einem Sternelokal. Aber heute ist in eben jenem gepflegten Landrestaurant alles "an", was vorher "mit" war. Und das ist mir ein Rätsel.
So rätselhaft ist auch das gar nicht: Sehr viel mehr „Landrestaurantköche“ als man vermuten würde, haben hochwertige Ausbildungen in angesehen (Sterne-) Restaurants genossen. Und diese Köche versuchen dann eben ihre (hoffentlich exzellenten) Kochkünste so zu vermarkten, wie sie es aus ihren Ausbildungsbetrieben kennen. (Landgastronomie kann sich übrigens nur noch mit gutem Personal halten. Deshalb gibt es ja mittlerweile immer weniger davon.)
Ich denke, wo man „an“ lesen kann/muss/darf, wird man mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch (relativ) gut essen.
Feuchte Datensammlerträume bei nebenan.de
Wie man eine eigentlich gute Idee torpediert: Einige Nachbarn aus meinem Viertel kamen auf die Idee eine Community zu gründen. Dafür haben sie sich allerdings die „preisgekrönte“ (angeblich) kostenlose Seite nebenan.de ausgesucht. – Tja, ...
nebenan.de sieht auf den ersten Blick auch wirklich nett aus: Cooler Seitenaufbau, Smartphone-Apps, persönliches Anschreiben, Kartendarstellung des Viertels, angeblich bekannt aus diversen großen Medien. 116 Personen aus meiner Umgebung haben sich wohl schon angemeldet. Die Idee ist sich über alle Alltäglichkeiten auszutauschen: Suche & Biete, Veranstaltungen, Lebensmittel- und Kleidertausch, Nachbarschaftshilfe in Garten, Haus und Schule etc. Sehr hehre Vorstellungen und Ziele.
Das Anmeldeprozedere verlangt dazu Klarnamen und -adresse – zur Verifikation in der Plattform. Macht ja auch Sinn – irgendwie.
Misstrauisch, wie aber nunmal bin, dachte ich: Vor Eingabe meiner persönlichen Daten erst mal Impressum und Datenschutzregelungen lesen. Und siehe da: Google Ads und Facebook-Pixel lassen grüßen. Aus der geschlossenen, privaten Community mit Bezug zum Wohnort wird im Handumdrehen der feuchte Traum der Datensammler: „Harte, verifizierte Adressen und deren Nutzerverhalten im lokalen Kontext, verortbar in einen Radius von wenigen hundert Metern. Wie geil ist das denn?“
Und daher mein „Tja!“, liebe Leser. Ich habe die Anmeldung natürlich umgehend abgebrochen. Hier wird mit einer angeblich kostenlosen Plattform der Community-Gedanke durch die Hintertür kommerziell ausgeschlachtet. Mit „Nachbarschaft“ hat das für mich genau gar nichts zu tun. Schade eigentlich.
Immer wieder schön – einfache Karten
Ich freue mich immer sehr, wenn ich solche Kleinode (im wahrsten Sinne des Wortes) entdecke:
Ein hochwertiger Papierbogen, DIN A4, im Zweibruch-Wickelfalz. Innen genauso liebevoll uns aussagekräftig gestaltet:
Aus meiner Sicht sagt diese Karte alles wichtige aus, kurz und präzise auf den Punkt gebracht.
PS: Der Verweis auf die Allergene ist aus meiner Sicht eine zulässige Umsetzung der LMIV.
Offener Brief an Team von gutefrage.net
In eigener Sache – nachdem mein Account ohne Vorwarnung gelöscht wurde:
Hola, „Team von gutefrage.net“ …
nach sechseinhalb Jahren Mitgliedschaft bei eurer „Frage-Antwort-Plattform“ und mehr als 50 Antworten mit vielen positiven Bewertungen habt ihr am Montag ohne jede Vorwarnung meinen Account gelöscht.
Ihr begründet euren Ausschluss mit dem Verweis auf eure Richtlinien; demnach handelt es sich bei der Speisekarten-Seite für euch um „Kommerzielle Werbung, Linkspam [bzw.] Eigenwerbung“. Und „Verweise auf eigene Profile in anderen Portalen“ sind euch auch ein Dorn im Auge.
Ich finde es bemerkenswert und bedauerlich, dass meine kleine, private, explizit non-kommerzielle Seite mit dem in über 30 Jahren gesammeltem Expertenwissen zu Speisekarten für euch keine zitierfähige Quelle darstellt und damit keine valide Antwort in eurer Plattform sein darf.
Angesichts eurer heftigen Reaktion bedroht die Speisekarten-Seite wohl eher euer gesamtes Geschäftsmodell.
Da ihr also kein Interesse mehr an meinem Expertenwissen habt, habe ich auch kein Interesse mehr daran, mich an eurer Plattform zu beteiligen.
Übrigens: Die Speisekarten-Seite kommt auch ohne euch gut über die Runden. Antworten zu allen guten Fragen rund um Speisekarten findet man nämlich jederzeit weiterhin hier – fundiert, unzensiert, kosten- und werbefrei.
Uuuuund … tschüss!
thSo
Weinempfehlung falsch & richtig
Falsch und richtig liegen auch auf Getränkekarten manchmal recht nah beieinander:
Neuer Link: Pixabay
Mit Pixabay hat es ein weiterer Bilderdienst in die Speisekarten-Links geschafft – in der Kategorie „Bilder, Fotos und Clipart“. Das Besondere an Pixabay ist, dass hier ausschließlich CC0-Bilder bereitgestellt werden. D. h. Bilder, die frei und kostenlos ohne Einschränkung oder Namensnennung auch kommerziell genutzt werden können.
Zusatzstoffe sind was Gutes, oder?
In der Rubrik „Speisekarten aus der Hölle“ heute: „Mama, darf ich das mit dem halben Alphabet haben?“
Obwohl ich den Räuberteller immer noch gut finde.
Von der Verschwendung von Exzellenz
Ein weiterer inhaltlicher und sprachlicher Hochgenuss von Felix Schwenzel:
unsere (gefühlte) lebenswirklichkeit sieht anders aus. hochbegabte kreative verschwenden ihre fähigkeiten in werbeagenturen, um andere leute zum kauf zu manipulieren. begabte programmierer verschwenden ihre besten jahre um mauern um datensilos und filterblasen zu verstärken oder erpressungssoftware zu schreiben. tausende hochbegabte ingenieure tüfteln an technlogien, um verbrennungsmotoren zu bauen oder prüfverfahren auszuhebeln. talentierte journalisten und autoren verwenden ihr ganze ernergie darauf, clickbaits möglichst manipulativ zu formulieren oder suchmaschinenoptimiert zu schreiben. wenn wir, statt uns in unseren frustrierenden filterblasen umzuschauen, in denen nichts richtig zu funktionieren scheint und die angeblich besten manager deutschlands es noch nichtmal schaffen einen flughafen zu bauen, wenn wir dann also einen film sehen, in dem die menschen etwas auf die reihe bekommen, wenn wir menschen sehen, die talentiert sind und gleichzeitig versuchen eine beule ins universum zu schlagen, dann schöpfen wir hoffnung.
[ via: wirres.net ]
Recht hat er, der Mann. Punkt.
iBeacons an ÖPNV-Haltestellen
Hoffentlich arbeitet schon jemand an dieser Idee (wenn nicht, melde ich hiermit Urheberschaft an ;-)): iBeacons an allen Haltestellen des ÖPNV installieren und mit der passenden App die Abfahrtzeiten (natürlich live) pushen.
Vorteile: Die Ortung funtioniert auch in der U-Bahn. Teure Anzeigetafeln und Pläne für die Abfahrtzeiten können entfallen. Und wenn der Kanal schon etabliert ist, kann darüber gleich das passende Ticket gelöst werden. Dann noch iBeacons in die Fahrzeuge, und Ticketverkauf und Kontrolle gehen deutlich schneller. Volle Anonymität kann gewährleistet werden. Und die Nutzer werden wieder unsichtbar, sobald sie Fahrzeug und Haltestelle weit genug hinter sich gelassen haben. So weit, so praktisch. Was habe ich übersehen? Und warum gibt es das nicht längst?