800.000 Besucher
Wie beim letzten Mal sind auch diesmal wieder ungefähr zwölf Monate vergangen, bis der Besucherzähler um 100.000 weitere Schritte vorangekommen ist. Vielen Dank für den konstant hohen Zulauf. Ich mache natürlich gerne weiter ;-)
PS: Speisekarten-Blog bei 128.000 – nur 7.000 weitere Besucher. Demnach ist die Startseite des Blogs nicht wirklich der Bringer?! Mal sehen, was ich aus dieser Erkenntnis mache.
Semmelnknödeln, äh, Speisenkarten
Herrlich! Der Wortzerklauber Karl Valentin hat die Diskussion um das Speise-N-karten-Zähl-O-Meter schon vor langer Zeit angeregt – und Barbara Damm lässt uns in ihrem Artikel „Es ist schon alles gesagt! Nur noch nicht von allen! – Die Wortakrobatik des Karl Valentin“ daran teilhaben. Ich sag es ja: Herrlich. Aber lesen Sie selbst:
Eine Sprache beherrschen bedeutet, daß der Sprechende in der Lage ist, subjektiven Sinn zu objektivieren und objektiven Sinn zu subjektivieren. Sprechen und Verstehen, Performanz und Kompetenz bedingen einander wechselseitig. Bei Valentin dagegen ist Sprache kein Verständigungsmittel, sondern Stolperstein. Die Absurdität liegt darin, daß ihm, oder besser, seinen Figuren, nichts anderes übrig bleibt, gegen diesen Stolperstein mit dem Mittel anzugehen, das sie am wenigsten im Griff haben -- der Sprache. Wem aber die Worte fehlen, der kann weder verstehen noch sprechen, mag man einwenden. Doch da hat man nicht mit Valentin-Charakteren gerechnet: Sie sind Meister der Beharrlichkeit -- Hindernisse sind schließlich da, um überwunden zu werden! Wo es hakt, machen sich die Wortakrobaten das tückische Objekt einfach auf ihre Weise nutzbar. Das gesamte Valentin-Werk spottet dem Ausspruch Voltaires: "Alles, was einer Erklärung bedarf, ist die Erklärung nicht wert" -- Valentin-Figuren erklären sich um Kopf und Kragen:
"V.: ...deln!
L.: Was 'deln'?
V.: Semmelnknödeln heißt's!
L.: Ich hab ja g'sagt Semmelknödel.
V.: Nein, Semmelnknödeln!
L.: Nein, man sagt schon von jeher Semmelknödel.
V.: Ja, zu einem -- aber zu mehreren Semmelknödel sagt man Semmelnknödeln.
L.: Aber wie tät' man denn zu einem Dutzend Semmelknödel sagen?
V.: Auch Semmelnknödeln -- Semmel ist die Einzahl, das mußt Ihnen merken, und Semmeln ist die Mehrzahl, das sind also mehrere einzelne zusammen. Die Semmelnknödeln werden aus Semmeln gemacht, also aus mehreren Semmeln; du kannst nie aus einer Semmel Semmelnknödeln machen. [...]"Wer Valentin kennt, weiß, daß diese Diskussion sich endlos im Kreise dreht -- ein dramaturgisches Konstruktionsprinzip, das dem Menschen die Fähigkeit nimmt, Situationen zu kontrollieren. In diesem Fall rutschen die Figuren in einen Argumentationskreislauf, aus dem es kein Entrinnen gibt. Da sie sich nunmal ihrer schiefen Logik ausgeliefert haben, müssen sie sich vom normalen Denken verabschieden. So beharren sie denn auch stur auf dem Absurden, bis ein Befreiungsschlag sie erlöst:
"V.: [...] solang die Semmelnknödeln aus mehreren Semmeln gemacht werden, sagt man unerbitterlich Semmelnknödeln.
K.: Du sagst es aber auch nicht richtig; jetzt hast grad g'sagt Semmelnknödeln.
V.: Nein, ich hab g'sagt Semmelnknödeln.
K.: Richtig muß es eigentlich Semmelknödeln heißen; die Semmel muß man betonen, weil die Knödel aus Semmeln gemacht sind -- überhaupt, das Wichtigste ist der Knödel; Semmelknödeln müßt es ursprünglich heißen.
V.: Nein, das Wichtigste ist das n zwischen Semmel und Knödeln.
K.: Ja, wie heißt es dann bei den Kartoffelknödeln?
V.: Dasselbe n, Kartoffelnknödeln.
K.: Und bei den Schinkenknödeln? Ah --
V.: Da ist's genauso -- da ist das n schon zwischendrin, es gibt keine Knödeln ohne n.
K.: Doch, die Leberknödeln.
V.: Ja, stimmt! -- Lebernknödeln kann man nicht sagen!"Der Redner V. setzt sich tapfer über den Sprachgebrauch hinweg und versucht mit einer Art Pseudoetymologie logisch-argumentativ einen Sinn in Sprachkonventionen hineinzuschrauben. Das Ziel des Gespräches ist müßig und geht völlig am Gegenstand vorbei, da der Sprache ein Sinn unterstellt wird, den sie nicht hat. Nicht zuletzt entsteht die Komik der Szene aus der dringenden Notwendigkeit, mit der Knödelform und Knödelsorten durchdekliniert werden. Was oberflächlich betrachtet so naiv klingt, ist ein massiver Streit um den korrekten, objektiv verbindlichen Sprachgebrauch des Wortes 'Semmelknödel', als handele es sich um die fundamentale Auslegung eines Gesetzestextes. Die Verbindung von heroischer Form und banalem Inhalt kannte schon die menippäische Satire. Auch bei Valentins Zwang, völlig unproblematische Alltagsbegriffe zu definieren, kippt das Pathos ins Bathos.
[ via: parapluie ]
Ich lach mich scheckig! :-))
PS: Und wieder einmal ein herzlicher Dank an Herrn Pratsch für diesen Web-Tipp und vorzüglichen Lesegenuss.
Speisekarten-Beratung des Kulinaristik-Forums
Das Kulinaristik-Forum Rhein-Neckar bietet jetzt auch eine Speisekarten-Beratung an:
Speisekarten sind Programmhefte der Gastronomen und Visitenkarten. Im Zeitalter der Internationalisierung sollten sie in Deutschland möglichst zweisprachig (Deutsch und Englisch) verfasst sein, in Chinarestaurants, italienischen und vergleichbaren Gaststätten sogar dreisprachig (Deutsch, Englisch und die Ausgangssprache, in Grenzregionen auf Deutsch, Englisch und in der Nachbarsprache). Diese Herausforderung setzt vertieftes Wissen um die Textsorte Speisekarte und praktische Hilfe bei ihrer Gestaltung voraus. Als Hilfe bietet das Kulinaristik-Forum Rhein-Neckar darum Beratung bei der sprachlichen und kompositorischen Gestaltung von Speisekarten an. Das Angebot betrifft sowohl die Sprache als auch die kompositorischen (ästhetischen) Aspekte zeitgemäßer Speisekarten.
[ via: Kulinaristik-Forum Rhein-Neckar ]
Ich würde ja gerne mal Ergebnisse einer solchen Beratung sehen. Kennt jemand einen Beratenen oder Berater?
Insgesamt finden sich mehr und mehr Beratungsangebote zu Speisekarten. (Dies ist das vierte mir bekannte.) Wird hier zunehmend der „Ernst der Lage“ erkannt oder handelt es sich um ein neu zu erschließendes, wirtschaftlich attraktives Betätigungsfeld?
PS: Erneut Dank an Herrn Pratsch für diesen Hinweis.
Fünf Minuten Deutsch
Fünf Minuten Deutsch – beschäftigt sich zwar nicht mit dem Speisekarten-Thema, ist aber trotzdem für alle Sprachinteressierten sicherlich einen Blick wert.
PS: Vielen Dank an Herrn Pratsch für den Tipp.
CeBIT 2011
Tja, ich denke mal, die Tage der CeBIT sind gezählt. Die Besucherzahlen sinken (gefühlt auf jeden Fall), die Ausstellerzahlen und -flächen auch. Mehr als einmal drüber huschen war in diesem Jahr wirklich nicht nötig.
Naja, das Messekonzept ist heute auch nur noch bedingt nützlich: Für allgemeine Informationen stützt man sich auf dem Internet ab, vertiefte Informationen erhält man am besten im direkten Gespräch vor Ort. Was bleibt also noch als Grund für eine Messe? Ok, der Überblick über die verschiedenen Anbieter. Aber der ist auch nur noch eingeschränkt gegeben. (In meinem Themenfeld waren auch diesmal viele Anbieter gar nicht erst gekommen.)
Wenn sich also das Konzept der CeBIT nicht bald und wesentlich endet, dann endet die CeBIT wohl bald.
Dieses Jahr habe ich jedenfalls nur drei Stunden gebraucht – obwohl ich nebenbei auch noch meinem neuen Hobby nachgegangen bin.
Einziges, jährlich wiederkehrendes Highlight: Das Design-Forum :-))