Neuausrichtung – Magazin statt Karte
Die Sausalitos-Kette will ihr Markenbild weiter aufweichen und dabei u. a. von der bisherigen (meiner Ansicht nach recht gelungenen) Speisekarte auf ein Magazin-Format umstellen:
Im Zentrum der Neuausrichtung steht der Abschied von der herkömmlichen Speisekarte – stattdessen kommt ab September in allen 23 Betrieben das Sausalitos Magazin (siehe Cover-Dummy) auf den Tisch: eine ausdrücklich zur Mitnahme gedachte & gemachte Zeitschrift im angesagten DIN A 5-Format, die über das F&B-Angebot hinaus jede Menge Mehrwert bieten will. Zielgruppengerecht verpackte Informationen nämlich, die auf Lebensgefühl und Lebens- bzw. Konsumwelten junger Gästegenerationen abheben – nicht nur eigene Sausalitos-Events: Mode, Musik oder Insider-Tipps zu den hippsten Urlaubs-Destinationen der Saison – oder auch ein Beitrag über die Ursprünge typischer Sausalitos-Drinks ... Intelligente Sponsorenauftritte (Product Placements) inklusive.
[ via: cafe-future.net ]
Grundsätzlich ist gegen die Umstellung der Karte nichts einzuwenden – andere Betriebe nutzen dieses Format bereits und sind damit erfolgreich. Vorteil einer jeweils nur für drei Monate gültigen Auflage ist sicherlich auch die Möglichkeit zur regelmäßigen Aktualisierung und Anpassung des Angebotes.
Wenn ich allerdings den obigen Umfang lese, überkommen mich leichte Zweifel, ob hier nicht über das Ziel hinausgeschossen wird. Die Gefahr beim neuen Ansatz sehe ich darin, dass das Magazin weder als Speisekarte noch als Informationsangebot für voll genommen wird. Insbesondere im Speisekartenteil könnten Gästen aufgrund der Reizüberflutung wichtige Hinweise zu Angeboten entgehen. Hier muss für eine klare, optische Trennung zwischen den beiden Teilen gesorgt werden; ggf. entstehen zwei Halb-Hefte.
Noch eine persönliche Anmerkung zur Neuausrichtung:
„Markenstrategisch gesehen eine Art Spurwechsel“, sagt Sausalitos-Mitunternehmerin Gunilla Hirschberger. „Wir haben die modernen Medienkanäle bislang definitiv zu wenig genutzt. Und wollen das Ethno-Thema, sprich Mexican, im Markenbild noch weiter zurücknehmen – der Markenname kommt bereits ohne Unterzeile aus.“ Statt ‚Cantina y Bar Mexicana’ also einfach: Feel Spaß!
Erstens: Das Sausalitos war nie wirklich mexikanisch, sondern Tex-Mex. Daher hat mir schon der alte Marken-Claim immer wieder eiskalte Schauer den Rücken runter gejagt. Zweitens: Der neue Claim ist noch fürchterlicher. Diese bemüht denglische Wortschwurbelei ist hinreichend allgemein, um wenig bis gar nichts zur Prägung eines eindeutigen Markenbildes beizutragen. Denn wirklich witzig, und damit einprägsam, erscheint sie mir nicht. Oder?
Insgesamt entnehme ich obiger Pressemitteilung nur eine Verwässerung und keine Stärkung der Marke. Damit ginge wieder ein bisher eindeutig identifizierbares Konzept (das man lieben oder hassen konnte) im allgemeinen Diversifizierungswahn unter. Diese Strategie hat mir schon beim Maredo nicht gefallen.
Oder anders ausgedrückt: Warum die Firma ihren eigenen Wiedererkennungswert (festgemacht genau an der Aussage, der einzige Mexikaner im Ort zu sein) senken will und damit einen Wettbewerbsvorteil aufgibt, bleibt mir schleierhaft.
Wenn die neue Karte rauskommt, hätte ich natürlich gerne ein Rezensionsexemplar ;-)
Ein Kommentar:
[ Trackback: Systemgastronomie – Fluch oder Segen? ] Im Interview mit der AHGZ äußerst Bernd Riegger, Chef der hier häufiger für ihre Karten gelobten Alex-Kette, seine Ansichten zur Zukunft der Gastronomie in Deutschland. Einiges davon ist interessant, einiges kann ich bestätigen, anderes treibt es mir eisk