Speisekarten-Blog

Vom Ende einer Innenstadt (III)

Eingetragen am 2012-01-09 22:32 von Thorsten Sommer unter #andererseits.

Ich habe es ja schon gesagt – hat leider nix genutzt und nutzt jetzt auch nix mehr. Aber ich habe es ja …

Vom Ende einer Innenstadt

Eingetragen am 2007-03-30 23:32 von Thorsten Sommer unter #andererseits.

Das war es dann: Letzte Woche habe ich mich noch von der Braunschweiger Innenstadt verabschiedet. Jetzt sind die Schloss-Arkaden eröffnet worden. Und die Massen kamen und sahen – den Wahnsinn. Alle meine Befürchtungen wurden sogar noch übertroffen. Der Kommerzpalast sucht sicherlich seines Gleichen. Nur leider wird er die eigentlich ganz schöne Braunschweiger Innenstadt vollkommen leer fegen. Sagt schon mal „Auf Wiedersehen“ zu Kohlmarkt, Karstadt (min. ein Haus), City-Point. In einigen Monaten wird dort nur noch der Wind um die Häuser heulen und Billigmärkte werden versuchen ihr Zeugs an einige wenige Verstreute zu verramschen. Vorbei die Zeit, zu der man noch „die Runde“ in Braunschweig machte: Bohlweg, Damm, Sack. Kleine, anheimelnde Passagen, die Platz und Blick für die gewachsene Stadt ließen. Schade, dass die überhebliche Selbstüberschätzung einiger weniger genügt, um historische Innenstädte wie die Braunschweigs regelrecht hinzurichten.

Wer wissen will, wie Braunschweig bald aussehen wird, muss gar nicht weit reisen. Die Innenstädte von Magdeburg und Wolfsburg sind auf die gleiche Art und Weise erlegt worden. Außerhalb der angeblichen Shopping-Paradiese findet sich kein Grashalm mehr.

In Braunschweig kommt erschwerend hinzu, dass die Schloss-Arkaden, diese schöne, neue Einkaufswelt, durch eine vierspurige Straße und zwei Straßenbahngleise von der gegenüberliegenden Häuserzeile getrennt ist. Verlässt tatsächlich mal jemand die wohlige Wärme des Kaufwut-Irrenhauses, sieht er genau gegenüber – nein, nicht die historische Innenstadt, sondern einen total maroden 70er-Jahre-Häuserblock mit einer Ladenzeile bestehend aus Ein-Euro-Läden, McDonalds, Beate-Uhse-Shop und einigen leerstehenden Geschäften. Wer da nicht umdreht und in die ach so schönen Hallen zurückkehrt, muss wirklich was am Kopf haben – oder Braunschweig von früher kennen.

Und gebt nicht mir die Schuld. Ich habe das damalige Bürgerbegehren gegen die Vernichtung des Schlossparks unterschrieben. (Nachdem ich heute weiß, wie die Stadtväter Braunschweigs mit Bürgerbegehren umgehen – sie pellen sich einfach ein Ei drauf – habe ich das aktuelle schon gar nicht mehr ernst genommen.)

Derzeitig nehme ich Wetten an: Wann wir das erste Karstadt-Haus in Braunschweig dicht gemacht? Wann der City-Point? Wie lange dauert es wohl, bis auch der letzte Einzelhändler in der ehemaligen Innenstadt aufgegeben hat? Was wird übrig bleiben außer Wüste, Öde, Leere? Wann wird der Welfenhof nur noch eine Ruine früheren Flairs sein? Wann die Burgpassage?

Interessieren würde mich einzig und alleine noch der Preis, den der Investor gezahlt hat. Nicht für das Grundstück oder die Baugenehmigung, sondern für die nötige entscheidende Stimme damals im Stadtrat. Es täte gut zu wissen, was eine intakte Innenstadt so wert war, damals, als eine der schwerwiegendsten Fehlentscheidungen der Braunschweiger Stadtgeschichte gefällt wurde.

Am Ende wird mir dann nur noch zu sagen bleiben: Habe ich euch doch vorher gesagt. Aber das wird es auch nicht wieder rückgängig machen. Frustrierend. Und schade. Sehr, sehr schade.

Nachtrag 2011-01-14: Ich habe es euch ja gesagt.

Das Gute am Euro

Eingetragen am 2007-03-11 19:22 von Thorsten Sommer unter #andererseits.

… ist (u. a.) die Einsetzbarkeit in so vielen Ländern. Das sehe nicht nur ich so (bei meiner letzten Geschäftsreise nach London habe ich mich gefragt, wann denn wohl die Briten endlich von ihrem Pfund runterkommen), sondern auch Peter Hahne. Der machte seine Beobachtung jedoch in der Schweiz:

Wie gut wir es doch mit dem Euro haben, wird einem erst bewusst, wenn man in Tirol oder auf Mallorca Urlaub macht oder nach Paris oder Rom fliegt. Die umständliche Umtauscherei fällt weg, keine Wechselstuben und Wechselkurse mehr, kein lästiges Kopf- und Umrechnen. Seit Peseten, Gulden, Schilling & Co. im Ruhestand sind, ist das Reisen, Einkaufen und Preisevergleichen viel einfacher geworden.

[ via: Bild am Sonntag ]

Naja, dass man nicht umtauschen muss fällt einem zunächst auch nicht auf. (Kleine Anmerkung aus der Psychologie.) Viel stärker fällt auf, wenn man denn mal wieder umtauschen muss. Dann fragt man sich schon, warum es nicht einfach eine Weltwährung gibt (den Globo, wenn man den Werbeleuten glauben darf.)

Mir persönlich gefällt der Euro vor allem aus diesem Grund. Doch sicherlich gibt es noch viel mehr Gründe den Euro gut zu finden. Welchen habt ihr?

PS: Das ich hier mal die Blöd verlinken würde, hätte ich mir bis heute auch nicht träumen lassen >:-)

Immer schön aufessen!

Eingetragen am 2007-03-02 20:17 von Thorsten Sommer unter #gastronomie.

Immer schön aufessen, sonst gibt es morgen schlechtes Wetter, oder Haue, oder keinen Nachtisch, oder 20 Hongkong-Dollar Strafe. Kein Witz! – Man lese und staune:

Seit einiger Zeit drohen Hongkongs Restaurant-Besitzer ihren Gästen mit Strafe, wenn diese ihre Teller nicht leer essen. Mit dieser ungewöhnlichen Massnahme möchten die Gastronomen einen eigenen Beitrag im Kampf gegen die wachsenden Abfallberge leisten.

Wer nicht aufesse, werde mit einer Gebühr von bis zu 20 Hongkong-Dollar (etwa 3 Franken) belegt. Das berichtet die «South China Morning Post».

Nach Angaben der Zeitung findet die von einigen Schnellrestaurants gestartete Initiative grossen Anklang. Allerdings stehe die Warnung bisher nur auf den Speisekarten - bezahlen musste demnach noch niemand.

[ via: SF Tagesschau ]

Könnte ja glatt für eine Morgenmagazin-Tassenfrage gut sein. – Dabei kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das Müllproblem in Hongkong zu solchen Maßnahmen führen muss.

Umgang mit der Mehrwertsteuererhöhung

Eingetragen am 2007-01-03 12:03 von Thorsten Sommer unter #gastronomie.

Um der aktuellen Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie zu begegnen, gibt es drei Möglichkeiten: Ausnutzen, transparent machen und ignorieren. Wie das geht, zeigen diese drei Beispiele:

Im "Citrus" am Fort Malakoff gibt es seit 1. Januar neue Speisekarten mit neuen Preisen. Denn nicht nur die Mehrwertsteuer sei gestiegen, schließlich habe sein Unternehmen noch weitere Kosten, wie beispielsweise höhere Energiepreise, zu verkraften. "Das können wir unmöglich alles schlucken", sagt Geschäftsführer Claudio Falanga, daher sehe er keine andere Möglichkeit, als die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Dabei seien die Preise auf volle Zehn-Cent-Beträge gerundet: Ein Milchkaffee beispielsweise habe 2006 noch 2,60 Euro gekostet, jetzt steht er mit 2,70 Euro in der Karte.

[ via: Main Rheiner ]

Die Ausnutzen-Methode (verharmlosend „Aufrunden“ genannt) hat uns ins Teuro-Diskussionsschlamassel geführt. Richtig wären oben 2,67 € gewesen, die drei Cent steckt sich der Gastronom im Vorbeigehen ein (so sieht es für den unbefangenen Gast jedenfalls aus). Daher kann ich nur die beiden anderen Methoden empfehlen:

"Wir finden´s auch nicht toll", meint Manfred Wappel, Betriebsleiter im Proviant-Magazin, aber auch er sieht keine andere Möglichkeit, als die Steuererhöhung an die Gäste weiterzugeben. Dabei mache er "genau das, was das Gesetz fordert, drum sind die Preise jetzt krumm", lacht er. In seinem Restaurant wurden nämlich alle Preise um genau den Betrag des Steueranstiegs erhöht. Bis zum 31. Dezember war ein Bier für 3,50 Euro zu haben, seit Montag kostet es 3,59 Euro, rechnet Wappel vor. Allerdings werde die Karte sowieso alle drei Monate aktualisiert, viele Dinge würden im Lauf des Jahres auch billiger, erklärt er. Somit könne er flexibel reagieren. Beschwerden der Gäste über die höheren Preise sind ihm bislang noch nicht zu Ohren gekommen.

[ via: ebenda ]

Ehrliche Umrechnung jetzt und im Rahmen der normalen Kartenaktualisierung eine Preisanpassung zu einem weniger sensiblen Zeitpunkt als ausgerechnet zeitgleich mit der Steuererhöhung. Hätte ja auch schon im Vorfeld passieren können (und ist es meiner Ansicht nach an vielen Stellen auch).

Charlotte Hahn ist Inhaberin des Augustinerkellers in der Augustinerstraße: "Wir haben seit 2000 unsere Preise nicht erhöht und werden sie auch jetzt nicht erhöhen", sagt sie. Die Leute hätten schließlich alle weniger Geld, "warum sollen nicht die Wirte auch mal ein bisschen Federn lassen?" Natürlich gehe das zu Lasten der Einnahmen, sie könne nun eben nicht mehr so hoch kalkulieren, wie das noch vor einigen Jahren der Fall gewesen sei.

[ via: ebenda ]

Diese letzte Methode ist den Gästen sicherlich die liebste, kann aber nur bedingt das Überleben des Gastronomen gewährleisten. Andererseits: Gewinnmaximierung hat zwei Hebel: Erlös und Kosten. Wenn wir also von unserer Bundesregierung verlangen, mehr zu sparen, dann sollten wir selbst (inkl. der Gastronomen) das auch können. Und bitte jetzt nicht das Totschlagargument: Es wird doch aber alles teurer. In meiner Branche wird alles jedes Jahr billiger. Wie das in der Gastronomie umsetzbar sein könnte, lasse ich mal offen, halte es aber keinesfalls für ausgeschlossen. Gegenmeinungen?

Speisekarte vernichtet Arbeitsplätze!

Eingetragen am 2006-12-16 11:27 von Thorsten Sommer unter #gastronomie.

Schon jetzt Folgen der Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie. – Speisekarten-Aktualisierung mal nachteilig:

"Es sind wirtschaftliche Gründe, wieso der ,Kaiser Garten" schließt." Hinzu komme, dass bedingt durch die Mehrwertsteuererhöhung neue Speisekarten gedruckt werden müssten - ein Aufwand, der sich angesichts des mäßig laufenden Geschäfts nicht lohne. Vier Personen verlieren somit zum Jahresende ihren Arbeitsplatz. Das Restaurant "Palmengarten" - das dieselbe Inhaberfamilie betreibt - bleibt dagegen weiterhin bestehen. Was passiert im neuen Jahr mit den leer stehenden Räumlichkeiten am Löwenplatz? Man sei noch auf Nachpächtersuche.

[ via: Schwäbische Zeitung online ]

Tja, so kann eine Speisekarte einem Betrieb das Genick brechen. – Andererseits möchte ich mal in Bücher des Betriebes schauen, wenn nur der simple Neudruck einer Karte vier Arbeitsplätze vernichtet. Ich habe ja nie behauptet, dass sich mit einem simplen Tintenstrahldrucker nicht auch ansehnliche Karten produzieren ließen. Und das zu Kosten von unter einem Euro das Stück. Insofern kann ich die obige Meldung nur als Übertreibung werten.

Essen gehen zu teuer?

Eingetragen am 2006-07-20 13:26 von Thorsten Sommer unter #gastronomie.

Anspruch und Wirklichkeit prallen aufeinander (wie so oft):

Essen und Getränke in den Restaurants in Deutschland sind nach Meinung der Mehrheit der Bundesbürger überteuert. Das ergab eine repräsentative Befragung für das Magazin «Stern».

[ via: Feinschmeckerblog ]
[ via: Rhein-Neckar-Zeitung ]

Tststs, ist mir ziemlich unverständlich, diese Umfrage. Was sollen uns diese Worte sagen? Das Leute, die zum Essen ausgehen, meinen dafür zu viel ausgeben zu müssen? Dann bleibt doch einfach zu hause. – Oder das Leute nicht zum Essen ausgehen, da sie es für zu teuer halten? Kommen die denn, wenn die Gastronomen, ihre Produkte billiger anbieten? Glaube ich eher nicht.

Zuverlässige Daten zur Euro-Umstellung

Eingetragen am 2005-04-12 23:15 von Thorsten Sommer unter #blogging.

In der Sendung WDR2 Quintessenz werden morgen endlich zuverlässige Daten zur Preisentwicklung nach der Euro-Umstellung vorgestellt. Zu einer (erneuten) Untersuchung schwärmten die Tester in Supermärkten und Gaststätten in Bielefeld, Dortmund, Essen und Köln aus:

In der Gastronomie zeigt die Preisuntersuchung ein etwas anderes Bild: Speisen und Getränke sind in den vergangenen drei Jahren nur geringfügig teurer geworden. Dafür haben viele Wirte direkt bei Einführung des Euro zugeschlagen – und ihre Preise deutlich erhöht. In rund 80 Prozent der Fälle stehen heute höhere Preise auf der Speisekarte als vor der Währungsumstellung. So kostete ein Glas Kölsch in einer Kölner Kneipe ursprünglich zwei Mark (1,02 Euro), für 1,10 Euro wird es heute ausgeschenkt.

[ via: Presseportal ]

Tja, liebe Gastronomen, da wäre eine ehrliche Umrechnung doch besser gewesen.

Preisvergleich durch Speisekarten

Eingetragen am 2004-02-13 09:35 von Thorsten Sommer unter #gastronomie.

Die im Artikel der Prager Zeitung ebenfalls beschriebenen Preisgefälle kann man übrigens sehr gut an vielen Speisekarten nachvollziehen. Wenn ich mal so nebeneinander halte, was ich an Karten aus ländlichen und städtischen Gebieten habe, ist sicherlich ein Unterschied festzustellen.

In dem Zusammenhang erinnere ich mich daran, dass mich mal ein Redakteur des MDR nach Karten gefragt hat, die aus dem gleichen Betrieb stammen, aber von vor und nach der Euro-Umstellung. Wohl mit der Idee, den Teuro-Wahn zu belegen (oder eben auch nicht).

Dann gibt es da noch die Preisentwicklung: Von diversen Betrieben besitze ich Karten aus mehreren Jahren. Es ist schon äußerst interessant, zu sehen, wie sich die Preise so ändern.

Überhaupt: Warum hat aus dieser Thematik Preisvergleich durch Speisekarten eigentlich noch niemand ein Forschungsthema gemacht? (Und sei es an der Hofa ;-)) Daran lassen sich bestimmt viele interessante Entwicklungen, nicht nur in der Gastronomie, erkennen und verfolgen.

Für den eigenen Betrieb kann das übrigens jeder Gastronom selbst durchführen. Denn er hat die Karten der letzten Jahre ja vorliegen – und sei es nur aus steuerrechtlichen Gründen.

Nach oben