Slow Baking
… daran sollten sich viele Bäckereien beteiligen: Slow Baking – eine Initiative deutscher Bäcker, die noch etwas von ihrem Handwerk verstehen. Im Gegensatz zu manch anderen Leuten:
Immer weniger Bäckergesellen beherrschen ihr Handwerk so, wie es zum Brotbacken nach den traditionellen Regeln nötig wäre. Eine Bäckerei darf auch ohne die alten Kenntnisse und stattdessen mit Hilfe der Backmittelindustrie und ihrer zahllosen Backmischungen geführt werden. Meist heißt es dann: Tüte aufreißen, Wasser dazugießen, rühren, backen, und fertig sind die Brote, Brötchen, Croissants, Kuchen und Teilchen. Das erleichtert dem Bäcker auf der einen Seite die Arbeit und ermöglicht ihm morgens einen längeren Schlaf. Da immer mehr Bäcker zur Fertigmischung greifen, hat dies auf der anderen Seite für den Kunden zur Folge, dass er landauf, landab exakt die gleichen Brote, Mohnstriezel und Vollwertbrötchen erhält. Ob in München oder Hamburg, die Vielfalt der deutschen Bäckereien ist fast schon verloren gegangen.
[ via: WDR ]
Ich fahre morgens zum Brötchen holen durch die halbe Stadt zu einem Bäcker, der keine Fertigwaren verkauft, obwohl es in Gehdistanz rund um meine Wohnung drei „Bäckereien“ gibt – die jedoch nur Fertigschrott anbieten. (Und der Fertigschrott ist dann noch nicht einmal billiger als die „Brötchen mit Geschmack“.)
Ähnliche Effekte beobachte ich auch in der Gastronomie. Und ganz langfristig bin ich davon überzeugt, dass wir bald die Schnauze voll vom Geiz-ist-geil-Gegackere haben und uns endlich wieder der Qualität und dem angemessenen Preis zuwenden werden.
Essen in der Zukunft
Gerhard hat einen weiteren interessanten Artikel aus dem Hause Horx zum Thema Food-Trends gefunden. Und ich gebe ihm recht, wenn er darauf hinweist, dass jeder Betrieb die eigenen Karten daraufhin überprüfen sollte, ob sie schon die genannten Trends bedienen:
Megatrends, die das Essen von morgen beeinflussen:
Die fünf Megatrends
- Individualisierung
- Feminisierung
- Multitasking
- Lebensphasen
- Singelisierung
13 Food-Trends
- Ethik Food: Essen mit gutem Gewissen
- Nature Food: natürlich, biologisch und gesund essen
- Sential Food: Geschmacksrevolutionen im Mund
- Slow Food: Produkte mit authentischem Charakter
- Functional Food: Essen als Therapie
- Hand-held Food: maßgeschneidertes „Fingerfood“ für Simultanesser
- Mood Food: Essen als Emotionsmanagement
- Anti Fat-Food: Strategien gegen Übergewicht
- DOC-Food: Produkte mit Herkunftsgarantie
- Fast-Casual: Gesund und schnell genießen
- Call Food: „Essen auf Rädern“ rund um die Uhr
- Clean Food: Purismus nicht nur für Allergiker
- Cheap Basics: Sparoasen der Wohlstandskonsumenten
[ via: Forum Gastronomie ]
[ via: Gastgewerbe Gedankensplitter ]
Also, liebe Gastronomen: Wie sieht es aus? Und liebe Mitgastrosophen: Könnt ihr euch vorstellen, dass diese Trends sich wirklich durchsetzen? Ich bin an einige Stellen durchaus optimistisch.
Essgründe von Frauen und Männern
Erfreulicherweise gibt es ja Unterschiede zwischen den Geschlechtern, u. a. beim Essen (wussten wir ja schon). Jetzt haben kanadische Forscher folgendes herausbekommen:
Forscher aus Kanada (McGill-Universität Montreal) und den USA (Cornell-Universität Ithaca) haben in einer Studie aufgedeckt, dass Frauen als Frustesser vornehmlich Seelentiefs bekämpfen. Sie greifen dann gern zu Süßigkeiten. Männer dagegen erwiesen sich überwiegend als Lustesser.
[ via: Gourmet Report ]
Für die männliche Fraktion kann ich die Studie sofort und vollständig bestätigen. Was sagen die Frauen zu dieser weltbewegenden Neuigkeit? =8-)
Neid: México in Wien
Endlich ein gutes mexikanisches Restaurant in Europa. Ich hatte ja schon fast nicht mehr dran geglaubt:
Dennoch misst die Speisekarte satte fünf Druckseiten, auf ihr erschließt sich die Welt mexikanischer Straßenküche, wie man das hierorts noch gar nicht kennt. Schon klar: Auch hier sind die Hauptrollen mit Tacos, Enchiladas, Fajitas und anderem Fladen-Food besetzt, die Musik dazu aber spielen mutig gewürzte Saucen, Salate, Dips und Pasten, die ausnahmslos selbst gerührt und gemixt werden.
[ via: derStandard.at/LeichtSinn ]
Unklar bleibt mir, welche optischen Probleme der Autor mit dem mexikanischen Essen hat. Je mehr Zutaten zusammenkommen, desto undifferenzierter wird halt das Aussehen. Aber richtigerweise konzentriert er sich ja auf den Geschmack und ist wohl auch auf den selbigen gekommen – wenn man den Rest des Artikels liest. Und wenn die Wiener dieses Konzept nicht würdigen sollten (wie im letzten Absatz teilweise befürchtet), dann lade ich die Macher gerne nach Deutschland ein. Hier in der Gegend gibt es einen Haufen Leute (u. a. viele mexikanische Mitarbeiter eines großen niedersächsischen Automobilherstellers), die sich jetzt schon die Finger lecken ;-)
Für Leckerschmecker
Ein Restaurant in dem es nur Desserts gibt? – Wow, genau darauf habe ich gewartet:
Doch die Gäste erwartet ein Geschmackserlebnis, das sich nicht nur auf Süßes beschränkt: Suppe aus kaltem Tee mit Gewürzen und Früchten, scharfe Milch mit Zitrusfrüchten, Manchego-Käsetörtchen mit Ananas und Thymian, Karottenbiskuit mit Kokos, Orange und Ingwer oder Schokoladen-Eis mit Joghurt und geräuchertem Tee sind nur einige der außergewöhnlichen Kombinationen, die der Feinschmeckergaumen ebenso wenig vergisst wie Litschi-Suppe mit Sellerie, Apfel und Eukalyptus, Joghurt-Biskuit mit Mandarine und Rhabarber sowie Schokolade und Lakritze mit Aprikose und Ziegenkäse.
[ via: AHGZ ]
Hört sich an wie das Paradies auf Erden – jedenfalls für eine Naschkatze wie mich. Leider komme ich so selten (bisher eher noch nie) nach Barcelona. Hat nicht jemand Lust sowas in Deutschland hochzuziehen? :-))
Kochbuchsammelwut
Wow, ich bin auch schwer beeindruckt: Cascabel hat fast soviele Kochbücher wie ich Speisekarten ;-)
Inhaltliche Qualität von Speisekarten
Hmmm, muss mir bei Gelegenheit mal Gedanken zu inhaltlichen Qualitätskriterien von Speisekarten machen. In den Köpfen sicherlich schon lange dabei: Keine verbotenen oder moralisch/ethisch bedenklichen Inhalte. Das ist offensichtlich noch nicht überall angekommen:
Die ausgeprägte Nachfrage nach Fleisch von Wildtieren, so genanntes Buschfleisch, bedroht nach Angaben des WWF zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten in Afrika. 'Traditionell ist Buschfleisch in Afrika eine der wichtigsten Proteinquellen. Deshalb stehen auf der Speisekarte mitunter auch streng geschützte Wildtiere wie Gorillas, Leoparden und Waldelefanten', sagt WWF-Artenschutzexperte Stefan Ziegler. Problematisch sei vor allem, dass der Handel mit dem günstigen Wildfleisch für weite Teile der Bevölkerung zu einer wichtigen Einkommensquelle geworden sei.
[ via: pressrelations.de ]
Nun kann man sich trefflich über die wirtschaftlichen Zwänge in den verschiedenen Ländern unterhalten. Schlussendlich liegt es aber an den Nachfragern, die solche Dinge auslösen (wo keine Nachfrage, da kein Markt, da kein Geld). An dieser Stelle kann sich jeder an die eigene Nase fassen – genauso wie beim Tropenholz, der Luftverschmutzung, dem Energiesparen, etc. – Aber ich schweife ab …
Blüten statt Kräuter oder gar Insekten
Diese Zutaten finde ich viel netter als manch andere: Blütenextrakte und -sirupe als Geschmacksträger in der Küche. – Die Idee kommt aus einem kleinen Betrieb in Eitorf bei Bonn:
So verwenden viele Top-Restaurants in der Region mittlerweile Blütenaromen aus der Herstellung von Anja Quäschning. "Gerd Eis in der ,Ente' hat mit meinem Akazienblüten-Extrakt beispielsweise ein Fischgericht mit Bachsaibling kreiert", weiß sie. Die ungewöhnlichen Blütenextrakte und -sirupe sind sicher noch für manche Speisekarten-Überraschung gut. Wie Rosenblüte oder Kirschblüte schmeckt, kann man sich ja noch spontan vorstellen - aber Mohnblüte? Sonnenhutblüte? Kastanienblüte? Gar Gurkenblüte? Das sind Geschmackserlebnisse weitab vom Alltäglichen.
[ via: Wiesbadener Kurier ]
Hmmm, beim Lesen des Artikels habe ich Lust auf einen Versuch bekommen. Mal sehen, wann ich die Karte mit entsprechenden Inhalten zu Gesicht bekomme.
ANUGA 2005
Der Bericht zur ANUGA hört sich zumindest interessant an. Mal sehen, was Gerhard dazu sagt ;-) – Was ich allerdings von den Convenience-Produkten, Kinder-Zielgruppen und Fussball-Frikadellen halten soll, bleibt mir schleierhaft:
Feinschmecker können als noble Vorspeise ein Carpaccio aus Krokodilfleisch servieren - oder auch ein Pesto aus Kürbiskernen mit Inca Inchi-Öl aus dem Amazonasgebiet auftischen.
[ via: heute.de ]
Das rare rote Gold
Ein sehr schöner Bericht über Safran, das rote Gold, der auch erklärt, warum Safran so teuer ist:
Die Safranfelder in den Hängen unterhalb des Dorfes zeichnen sich mit ihrer grauvioletten Farbe deutlich von den grünen Wiesen und Weiden ab. Ein kleiner Fußweg führt zu den über 100 Parzellen hinab, vorbei an dem wichtigen Schild mit der Aufschrift „Pflücken verboten“. Nun steht man in einem Meer aus lila Blüten. Über Nacht sind viele tausend Pflanzen durch die Erdoberfläche gestoßen, jede für sich ist ein Kunstwerk mit den sechs lila Blütenblättern und den drei gelben Staubblättern. Das Wichtigste sind indes die roten Safranfäden, die aus der Mitte herauswachsen, meistens drei, manchmal aber auch vier oder fünf. Ihrer Farbe und des Preises wegen nennt man Safran auch gerne das rote Gold.
[ via: Rheinischer Merkur ]
Safran und auch viele andere Gewürze sind heute wohl aus der Mode gekommen. Viele bevorzugen mittlerweile den Geschmack von Glutamat (auch als Geschmacksverstärker bekannt). Das ist zwar billig, tötet gleichzeitig aber auch die Geschmacksnerven. Als Gegenmaßnahme empfehle ich mindestens einmal im Jahr in einen Gourmettempel zu gehen, um zu erleben, wie gut Essen tatsächlich schmecken kann. (Mit Gourmettempel ist gute Küche gemeint, nicht teure Küche!)