Speisekarten-Beratung: Fun For Rest (2)
So, hier jetzt endlich meine eigenen Anmerkungen im Rahmen dieser großen Speisekarten-Beratung – ergänzend zu den bereits eingegangenen Hinweisen meiner Leser (Vielen Dank dafür!):
Zusammenfassung:
Eine kleine, übersichtliche Karte, die mehrere Funktionen in sich vereint. Kurz und prägnant werden die wichtigsten Informationen gegliedert und überschaubar präsentiert. Format, Farben und Fotos sind angemessen und passen zum Eindruck des Betriebes. Der Spagat zwischen den verschiedenen Funktionen der Karte gelingt jedoch leider nicht vollständig.
Insgesamt eine liebevoll gestaltete Einsteiger-Karte, die gut bei den Gästen ankommen sollte.
Was mir gefallen hat:
- Farbwahl und Fotos passen wie bereits gesagt gut zum Betrieb.
- Ausführung als Zweibruch-Wickelfalz ergibt ein kleine, kompakte Karte.
- Konsequente Anwendung von zwei Schriftarten bewirkt eine optische Durchgängigkeit, die grafisch gefällt und lesbar ist/bleibt.
- Neben der reinen Auflistung der Speisen und Getränke werden auch viele Informationen zum den sonstigen Angeboten des Betriebes gegeben. (was wiederum auch seine Nachteile hat, s. u.)
- Das Wortspiel „Fun For Rest“ (abgeleitet aus „Fun Forest“) als Name des Betriebes ist – wenn auch Englisch – durchaus gelungen.
Was man noch verbessern könnte:
- Diese Karte leidet noch stärker als andere unter der denglischen Sprachverwirrung: „Highlight“, „Events“, „Afterwork“ (wohl besser „After Work“, ggf. mit Bindestrich). Hier sollte dringend eine Sprache gefunden werden.
- Der Spagat zwischen Speisekarte und einer Karte für Veranstaltungen ab zehn Personen gelingt nicht, denn er ist optisch nicht erkennbar. Ich hätte beim ersten Besuch sicherlich ein Mittagsmenü oder ein Highlight bestellt – als Einzelperson.
- Die abwechselnden Farben in den verschiedenen Zeilen haben Vor- und Nachteile.
- Abschnitt Kalte Getränke: Ich hätte die alkoholfreien Biere eher im Abschnitt „Biere“ erwartet – zu dem der Abschnitt „Alkoholische Getränke“ umbenannt werden sollte, da er nur Biere enthält.
- Abschnitt Warme Getränke: Latte sollte (vermutlich) auf „Latte Macchiato“ vervollständigt werden (sonst handelt es sich womöglich lediglich um ein Glas Milch?!)
- Abschnitt Weine: Bitte alle Gebindegrößen gleich angeben, daher auch den Viertel Wein als 0,25l.
- Abschnitt Frühstück: Hier hat der Farbwechsel in den Zeilen leider plötzlich eine andere Bedeutung. – Park- und Weißwurst-Frühstück sollten mit Bindestrich geschrieben werden. – Außerdem werden Zahlworte bis zwölf im Schriftdeutsch ausgeschrieben (also „Ein Paar Weißwürste …“)
- Abschnitt Speisen: Wieder eine andere Bedeutung der Farbwechsel zwischen den Zeilen. – Wurstsalat mit Brot bzw. Pommes auf zwei Zeilen, die Currywurst nicht, warum? – Die „Portion“ vor den Pommes Frites sollte entfallen (alle anderen haben auch keine Gebindegröße). – Die Reihenfolge des Abschnittes ist nicht ganz nachvollziehbar (Pommes und Steakbrötchen sind etwas untergemengt.)
- Abschnitt Aus dem Ofen: Hier fehlen mir die Beschreibungen der Beläge/Arten.
- Abschnitt Für die kleinen Kletterer: Hier geht der Farbwechsel einmal in die Hose. – Es fehlt die Beschreibung von Art und Gebindegröße des Getränks im Kindermenü.
- Text unter Tägliche Speisen: Tagesaktuell oder jahreszeitbezogen (also quartalsweise?) – Wenn dannn besser „… entsprechend der jeweiligen Jahreszeit im gesonderten Aushang.…“ – Wo sind die Preise für den „Nachtisch oder die kleine Stärkung“ nachzulesen? – Auf dieser Seite finden sich keine Menü- oder Büffetvorschläge, daher bleibt der Hinweis darauf eher rätselhaft. Das meine Wünsche dabei berücksichtigt werden, sollte selbstverständlich sein und bedarf keiner Erwähnung. – Rettet den Genitiv: „… sei es während des Kletterbesuches oder …“
- Abschnitt Gastronomische Highlights: Spareribs steht zweimal untereinander.
- Abschnitt Mittagsmenüs: Hier fehlen ein paar Bindestriche in den Menütiteln. – „Kräutervesper“ wird zusammengeschrieben. – Bienwald-Menü (ohne führendes „das“). Dabei „hausgemacht“ (klein geschrieben). Nur in diesem Menü werden Dinge „gereicht“, dass sollte anders formuliert werden.
- Text am Ende des Abschnitts: „Zehn“ (ausgeschrieben). – Wie ist „rechtzeitig“ definiert?
- Zusatzstoffliste: Für die Nummerierung gibt es offizielle Vorgaben.
- Rückseite Abschnitt Afterwork: Die Aufzählungszeichen sind extrem klein geraten.
- Rückseite Anschrift: Bitte Büroschreibregeln (DIN 5008) einhalten, z. B. Notation von Telefon- und Faxnummer: +49 7275 618507 – „Fax“, etc. (ohne abschließenden Punkt). – „E-Mail“ (korrekte Schreibweise).
Und wie immer hoffe ich, dass meine Hinweise als konstruktive Kritik (und nicht als Meckerei) verstanden werden, die helfen, die nächste Version dieser Karte noch besser zu machen.
Na? Auch Interesse an einer großen Speisekarten-Beratung bekommen? Ich nehme gerne Ihre Anfrage entgegen.
Ärger mit dem Bedienungsgeld
Während in Deutschland die in der Karte angegebenen Preise Inklusivpreise sein müssen, gelten in anderen Ländern auch andere Regeln:
Und dann die Rechnung. "An optional service charge will be added to your bill", ist auf der Speisekarte vermerkt, und man hat die Drohung wahrgemacht: Eine Bedienungsgebühr in Höhe von 12,5 Prozent der Rechnungssumme wurde aufgeschlagen.
[ via: FR-online ]
Das kann uns in Deutschland nicht passieren. Ich empfehle allerdings das Trinkgeld auch hier immer in bar und an die jeweilige Person auszuzahlen, gerade bei Kreditenkartenzahlung – so halte ich es jedenfalls persönlich.
Karte und Zeitung kombinieren
Noch eine pfiffige Idee zur Umsetzung einer Speisekarte – diesmal aus Namibia:
Mit einem Zeitungsstock der Allgemeinen Zeitung hat es angefangen. Es handelt sich dabei um den hölzernen Zeitungshalter, in den einst das aktuelle Tagesblatt eingeklemmt worden war und für den Kunden zum Lesen in den Cafés und Restaurants an einem Holzständer ausgehangen hatte. Die AZ hat den Besitzern der Kupferpfanne, Christa und Reiner Bertram, drei dieser Stöcke zur Verfügung gestellt, um diese Kultur und die gute Tradition wieder zu beleben. Die Bertrams haben sich etwas ganz besonders ausgedacht. Passend zum historischen Ambiente des Hauses wurden die „Allgemeine-Zeitung-Stöcke“ mit „alten“ Nachrichten aufgefrischt. So auch die Speisekarte, in der alle Speiseangebote im Anzeigenformat verpackt wurden, zwischendrin gespickt mit Inseraten aus der Vergangenheit. Hier macht das Speisekartenlesen richtig Spaß.
[ via: Allgemeine Zeitung Namibia ]
Gelungene Kombination, wie ich finde.
Menükarten ganz nahe
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah: Ich habe ja bereits über viele andere Speisekarten-Sammler berichtet, jetzt wurde in meiner Wohnstadt bei einer Haushaltsauflösung eine weitere Sammlung aufgestöbert:
Und plötzlich erfährt man, in welchen Braunschweiger Lokalen man vor 120 Jahren bei Hochzeiten und anderen besonderen Anlässen vorzugsweise speiste. Bei der oben rechts abgebildeten Menükarte handelt es sich übrigens um eine aus dem "Bankkeller" am Bankplatz, bis 1896 bewirtschaftet von einem Vorfahren der Familie Hartmann, von Heinrich Rauschenberg.
Dieser begann irgendwann, Menükarten aus Braunschweig und dem Braunschweiger Land zu sammeln – dekorative Klappkarten beispielsweise der Lokale "Wilhelm’s Garten", "Dannes Hotel", "Feltens Wirtschaft" und "Deutsches Haus".
[ via: newsclick.de ]
Interessant auch noch zwei weitere Aussagen aus dem Artikel:
Historische Menükarten sind kein häufiges Sammelgebiet. Aber es gibt mehr Menschen, die sich für alle Aspekte der historischen Küche interessieren, und in diesem kulturgeschichtlichen Zusammenhang freuen sie sich auch über alte Menükarten und Speisekarten.
[ ebenda ]
Ja! Ich zum Beispiel :-)))
Die prachtvollsten Menükarten – für den normalen Geldbeutel unerschwinglich – stammen vom Maler und leidenschaftlichen Koch Henri de Toulouse-Lautrec, der seine schmausenden Gäste porträtierte.
[ ebenda ]
Toulouse-Lautrec ist sicherlich einer der bekannteren Speisekarten-Maler, aber ganz bestimmt nicht der einzige. Das er die prachtvollsten Karten malte, möchte ich bestreiten. Bei Bedarf zeige ich gerne ein paar Gegenbeispiele ;-)
Keine kleinen Sünden
Schneller Check gegen Roberts Liste kleiner Blog-Sünden ergibt: Puuuh, keine zu beklagen :-)) Erfreulich.
Genussblogs Awards 2007
Theo und Thomas, Macher von Genussblogs.net, rufen zu den Genussblogs Awards 2007 auf:
Von Bloggern für Blogger, unter diesem Motto bietet Genussblogs.net einen Award für genaussaffine deutschsprachige Blogger zum Thema Kulinarik und Genuss.
[ via: Genussblogs ]
Die Nachricht wird sicherlich rasend schnell die Runde machen. Und bei der aktuellen Popularität von Genussblogs auch zu viel Aufmerksamkeit führen. Schon kurz nach Ankündigung füllt sich die Liste der Preisstifter recht schnell.
Derart aufgezogen – von Bloggern für Blogger – ohne vordergründig kommerziellen Charakter – das finde ich sehr sympatisch. Vor allem, da Theo und Thomas sicherlich einen tadellosen Ruf in der Blogosphäre geniessen (Klasse Wortspiel, was? ;-)) und ihre Initiative Genussblogs.net genau den richtigen Anlaufpunkt für solch einen Award liefert. – Da ist es natürlich selbstverständlich, dass ich auf das Award-Logo mit Verweis auf meiner Seite einbinde.
Bin gespannt auf die nächsten Schritte in diesem Spektakel. Los geht es mit den Nominierungen am 2007-09-01.
Neuer Link: Reischl+Sohn
Mit einem Dutzend Kartensystemen, eine Fotogalerie und einer auch ansonsten sehr übersichtlichen Website geht dieser Anbieter aus Österreich an den Start. Ergänzt wird das Angebot durch Zubehör wie einer Aufbewahrungsbox für Speisekarten, Einlegepapieren und diversem Kleinmaterial. Daher ist die Firma Reischl+Sohn jetzt auch in den Speisekarten-Links zu finden.
Neue Karte: La Cantina
La Cantina, eine Tapas-Bar in Hannover, macht vor wie man auch mit kleinem Geld schöne Karten gestalten kann: Durchdachter Aufbau und Inhalt, Schwarz/weiß-Druck, Schulbuchschutzumschlag. So gefallen mir Karten.
Exotische Gerichte
Nicht nur in Fernost, sondern auch in deutschen Landen gibt es durchaus exotische Gerichte auf den Karten. Obacht aber, wenn es dann zu exotisch wird:
Mitarbeiter des Erfurter Zoos haben ihre Tiere getötet, filettiert und zum Verzehr verkauft.
Der Fleisch-Skandal flog auf, als auf Speisekarten in den Erfurter Gaststätten vermehrt exotische Kreationen auftauchten („Wombat-Souffle mit Pommes, 3,20 Euro"). Die Mitarbeiter begründeten die originelle Aktion mit „Geldmangel", „keinen Bock mehr, die Köttel wegzuschippen" und „Allergie".
[ via: Welt Debatte ]
Wohl bekomm’s!
Weinkarte der DB
Die Deutsche Bahn legt jetzt in ihren Zügen (wieder) Weinkarten aus – berichtet Mario Scheuermann im drink tank:
Ich weiss nicht, wann es zum letzten Mal so etwas gegeben hat oder ob dies überhaupt mal der Fall war. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich ganz früher (mein Grossvater lebte noch) mal an Bord des legendären TEE „Rheingold“ eine eigene Weinkarte gesehen habe.
[ via: the drink tank ]
Und wenn Herr Scheuermann das noch nicht gesehen hat, dann hat das noch niemand gesehen ;-))