High-Tech-Aufess-Speisekarte II
Über Homaro Cantu und sein Restaurant Moto hatte ich hier schonmal geschrieben. Diese Beschreibungen der Experimentierfreude des New Yorkers machen mich dann aber noch neugieriger:
Einzelgerichte gibt es nicht, dafür ist die Speisekarte selbst essbar: Das beschriebene Papier besteht aus Stärke auf der Basis von Sojabohnen und Maismehl. Jeder Teil der Speisekarte ist mit passenden Aromastoffen versehen, d. h. wo ein italienisches Gericht erwähnt wird, schmeckt es nach Mozzarella, Tomate und Basilikum, beim französischen nach Camembert.
Da kommt mir meine Idee von der riechbaren Speisekarte ja richtig öd und dröge vor.
So entstehen Kuriositäten wie Parmaschinken-Zuckerwatte mit Birnensuppe und Kalamata-Oliven-Sorbet. Oder die Krebssuppe: Ein einzelner Krebs wird auf einem Bett aus Krebsfleisch und schwarzem Kaviar serviert, daneben liegen vier Plastikspritzen. Jede ist mit einer anderen Suppe gefüllt: Rahm-, peruanische Kartoffel-, Karotten- und Lauch-Knoblauch-Suppe. Zum Essen drückt man den Inhalt einer Spritze in den Mund, beißt in den Krebs und so weiter – es schmeckt! Hinter diesen Spielereien steckt immerhin ein Kochgenie, das ein Händchen für die richtigen Kombinationen hat.
Ohne die richtigen Portionen Kreativität, Handwerkskunst und Selbstdarstellungsgabe wird man wohl kein herausragender Koch. Oder zusammengefasst: Echte Köche sind halt Künstler – und verhalten sich auch so ;-)
Mehr mentalen Input für den Gast postuliert der Koch. Von flüssigen Salaten, die in Pipetten serviert werden, bis zu spiralförmig geformtem Besteck, das mit Kräutern gefüllt ist – wer bei Moto speist, muss sich auf einiges gefasst machen. Eins ist sicher: So etwas hat noch keiner vorher gegessen.
[ via: Die Presse.com ]
Anti-Spam-Maßnahmen-Katalog
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (kurz BSI) hat eine 147-seitige Studie zum Thema E-Mail-Spam erstellt. Sie widmet sich ausführlich der Beschreibung des Problems Spam, juristischen Fragen für Anwender und Service-Provider sowie Maßnahmen gegen Spam (Filter etc.) und gibt Empfehlungen für die Aufstellung einer sinnvollen Policy für den Umgang mit elektronischer Post innerhalb einer Organisation. (via Computerwoche. Link zum BSI, direkter Link zum Dokument (PDF, 2MB)
Sowohl meine dienstliche als auch meine private E-Mail wird mittlerweile durch recht effektive Spam-Filter geschützt. Durch einige private Zusatzregeln habe ich das Teufelszeug soweit runterschrauben können, dass E-Mail endlich wieder ein nutzbares Medium für mich darstellt. Hurra!
Wie sieht es bei euch so aus?
Aufbewahrungsfristen für Speisekarten
Gerhard hat einen nützlichen Link für alle Frühjahrsputzer gefunden: Darin werden die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen für geschäftliche Unterlagen beschrieben.
Speisekarten (der Einfachheit halber mal zu Preislisten degradiert) können demnach (PDF) sechs Jahre später archiviert werden. Zum 2005-01-01 kann man also die Karten von 1998 und früher entsorgen. Oder man kann sie mir schicken ;-)
Trinkgelder nicht mehr zu versteuern
Endlich keine Steuern auf Trinkgelder mehr werden vielen sagen – zumindest in Österreich:
"Das ist ein ganz wichtiger symbolischer Schritt. Persönliche Leistung wird aufgewertet. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden künftig noch motivierter sein. Dies kann dem Ruf Österreichs als charmantes Urlaubsland nur förderlich sein".
[ via: Forum Gastronomie ]
Gerhard: Wie werden Trinkgelder in Deutschland eigentlich besteuert?
Wer will der gläserne Surfer sein?
Ursprünglich wollte ich mich in diesem Eintrag freuen, dass ich meinem kleinen internen Wachhund beigebracht habe die großen Suchmaschinen zu erkennen und mir zu zeigen, durch welche Suchbegriffe die Leute so auf meine Seiten gelangen. Das ist auf den ersten Blick interessant, wird bei genauerer Betrachtung jedoch nahezu furchterregend.
Fangen wir mit der harmlosen Einleitung an. Mein Wachhund zeigt also folgendes:

Verschiedene Länder, verschiedene Suchbegriffe und ein gemeinsames Ziel: Die Speisekarten-Seite. So weit ganz nett.
Beim zweiten Blick frage ich mich dann schon: Was mache ich hier eigentlich gerade? – Ich spioniere Leuten hinterher, die sich einfach nur für Speisekarten interessieren und vielleicht gar nicht wollen, dass das jeder beliebige Webmaster mitbekommt.
Selbst habe ich jedenfalls was dagegen, wie schon früher in einem anderen Zusammenhang geäußert. Und daher setze ich auf anonymes Surfen. Meine Wunderwaffe dazu heißt Proxomitron – ein Dorn im Auge der Werbewirtschaft, aber sowas von beruhigend für meine eigenen Augen …
Für die Profis ist der Proxomitron sicherlich nicht ausreichend anonym, aber wenigstens kann ich so schonmal meinen Klickweg, Browsertyp und einige andere Kleinigkeiten anonymisieren. Er ermöglicht mir zumindest etwas mehr Kontrolle über die zu meinem Surfverhalten gesammelten Daten – indem ich versuche möglichst wenige zu hinterlassen.
Sie meinen, ich sei womöglich paranoid? – Hmpf, die von mir beobachtete, aktuelle Kultur der Webmaster ist eine andere. Felix Schwenzel erklärt z. B. recht eindrucksvoll, was heute schon ohne größeren Aufwand möglich ist:
durch die auswertung meiner statistischen daten die mein privat installierter pphlogger sammelte kann ich mir ein zum teil recht detailiertes bild über meine besucher machen. grosse firmen-proxies zeigen wo die besucher tagsüber herkommen, zum teil kannn ich sehen, dass einzelne besucher tagtäglich vom gleichen rechner auf meine site zugreifen. ausserdem habe ich aus den referrern oft gültige session-variablen fischen können, mit denne ich zugriff auf normalerweise passwortgeschütze seiten hätte bekommen können.
[ via: wirres.net ]
Im obigen Artikel macht er sich allerdings in erster Linie Sorgen um die armen Blogger, deren Daten durch Blogcounter ausgelutscht und evtl. weiterverwendet werden. Mich würde darüber hinaus interessieren, was der beschriebene Leser seines Feeds, der täglich vom gleichen Rechner auf seine Site zugreift, von dieser indirekten Beobachtung hält.
Oliver Wagner vom agenturblog freut sich, dass die Kontrollmöglichkeiten durch feedburner kostenlos ausgebaut werden:
Ob es sich lohnt für zusätzliche Informationen Geld auszugeben gilt es natürlich abzuwägen, die gute Nachricht ist in jedem Falle, dass die Basisdienst von Feedburner frei bleiben und sogar auch bei Einführung der kostenpflichtigen Services ergänzt wurden.
[ via: agenturblog ]
Tolle Wurst! Auch RSS-Feeds kann ich also nicht mehr unbeobachtet abonnieren. Stattdessen wird haarklein ausgerechnet, welcher Artikel/Feed/Blog-Anbieter am meisten bringt/Kohle macht bzw. von wem wann wie oft gelesen wird. Ist das im Sinne der Leser? Eher beängstigend – wenn es nach mir geht.
Und dann kommen die Marketing-Leute noch vorbei und bombardieren uns mit Aussagen wie dieser:
Man kann auch zu Ansicht gelangen, dass der Massenmarkt scheinbar am Ende ist und stattdessen die Marken- und Produktwelt immer kleinteiliger und fragementierter wird.
[ via: PR Blogger ]
Soll heißen? – Brauchen wir eine noch genauere und feinere Kontrolle der Surf-Gewohnheiten jedes einzelnen? Warum gibt es eigentlich noch keinen Kamera-Zwang am Browser, damit der geneigte Informationsanbieter auch mitbekommt, ob die Seite zu seinem Produkt womöglich per WLAN auf dem Klo sitzend konsumiert wird?
Lange Rede, kurzer Sinn: Nichts von dem, was ich hier schreibe ist sonderlich neu. Vor den Gefahren der schönen, neuen Web-Welt wird schon länger gewarnt. Allerdings nehmen die Möglichkeiten der Datensammlung über Sie (ja, genau Sie, lieber Leser!) stündlich zu. Wissen Sie, wo mittlerweile überall Daten über Sie gespeichert werden? Daten, zu denen die Speichernden laut BDSG Ihnen gegenüber auskunftspflichtig wären, wenn Sie denn mal nachfragen würden. Was Sie wiederum nur tun würden, wenn Sie denn überhaupt wüssten, dass es dort Daten über Sie gibt.
Statt nächtelanger Logfile-Auswertung, bevorzuge ich da doch eher wieder das Gespräch, die Interaktion. Wie wäre es mal wieder mit einer Benutzerbefragung? Oder einer stärkeren Fokussierung Ihrer Website auf ein Kernthema (wie z. B. Speisekarten :-) statt zwei Dutzend. Die gesparte Zeit können Sie gleich in verbesserte Inhalte stecken. Und das werden Ihnen Ihre Leser viel mehr danken, als jeder Zahlen- und Statistik-Friedhof je könnte.
Also: Sprecht mit den Leuten, anstatt sie maschinell immer stärker zu durchleuchten. Denn merke: Auch die modernste Computer-Tomographie hat bis heute die Seele eines Menschen nicht sichtbar machen können.
PS: Ganz entziehen werde ich mich dem Hang zur bzw. (zweifellos vorhandenen) Nutzen der Datenspionage nicht können. Umsichtig mit meinen Daten umgehen – das kann und werde ich allerdings (weiterhin) tun. Und Sie sollten das auch.
Blog-Beobachtungen III
Die Blogosphäre wächst und gedeiht – und mit ihr das Wissen darüber. Selbst nutze ich die Dienste von flickr, del.icio.us und wie sie alle heißen (noch) nicht, aber die Vision von Herrn Lorenz-Meyer halte ich für fundiert, aussagekräftig und lesenswert:
So oder so ähnlich geht es den Journalisten neuerdings mit der Blogosphäre und ihren angeschlossenen Kommunikationsräumen. Diese sind für den Journalismus Kränkung und Bereicherung zugleich. Grundsätzlich passiert nichts neues: Es wird gelesen, kommentiert, gelobt oder verrissen, abgeheftet, weitergeleitet, fortgesponnen. Aber das alles ist plötzlich weithin zu sehen und zu hören. Wo man bei den klassischen Leserbriefen nur jene Stimmen zu Gehör bekam, die das leicht neurotische Bedürfnis verspürten, unbedingt mit dem Autor eines Artikels oder Beitrags in Kontakt zu treten, erleben wir jetzt die Ermächtigung einer Leserschaft, die untereinander ins Gespräch kommt.
[ via: ClubVolt ]
Die von ihm angesprochenen Trends zu Diversifikation und Konzentration erkenne ich nicht nur in der Blogosphäre, sondern in vielen Bereichen der Gesellschaft. Insbesondere in der IT sollten speziell diese Strömungen stärker genutzt werden (anstatt zu versuchen sie abzuwehren).
Und wer hat’s gefunden? – Der Mario natürlich.
Rumpelköche beim Fußball
Wenn die Gastronomie so funktionieren würde wie die FIFA, hätte sie schon lange keine Gäste mehr – oder ein Kuddelmuddel, wie es Guido von den Kochpiraten sehr amüsant beschreibt:
Zu guter Letzt entschloss sich Guido M., einem interessanten Außenseiter aus dem Maghreb sein Vertrauen zu schenken, der mit Harissa und Merguez durchaus noch Chancen hatte, einige Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. M. bekam dann auch tatsächlich den Zuschlag für vier Diners beim maghrebinischen Koch (wobei das vierte Essen auch durchaus zu, beispielsweise, einer wilden Rodizio oder einem Shabu Shabu würde werden können, sofern diese sich als schmackhafter erweisen würden). Die Rechnung war sofort fällig. Sollte der Maghrebiner sich nun doch nicht qualifizieren, so würde das Geld fürs Essen zwar erstattet, eine Pauschale für Gedeck und Service jedoch einbehalten. Auch musste vorerst offen bleiben, ob die maghrebinische Küche in einem Gartenlokal, einer rustikalen Schänke oder einem Edelrestaurant serviert werden würde. Die Getränkekarte war ebenso unbestimmt. Pils, Stout, Genever, Chianti oder Tequila: Die Auswahl würde am Ende begrenzt sein; noch war alles offen.
[ via: Kochpiraten ]
Bin ja mal gespannt, ob das Rodizio tatsächlich was taugt und welche kulinarischen Winkelzüge uns in Phase III der Tischbestellung erwarten.
Vorankündigung: Festival of Food&Wine in Wolfsburg
Vom 26. bis zum 29. Juni 2005 findet im Ritz-Carlton Wolfsburg das „5. International Festival of Food & Wine“ statt. Mit neun Veranstaltungen rund um die Kulinarik sollen Gäste überrascht, begeistert und mit ausgesuchten Spezialitäten verwöhnt werden (via: Feinschmeckerblog).
Hört sich doch sehr lecker an. Und der Bericht vom letzten Jahr liest sich noch vielversprechender. Warum habe ich bisher von diesem Festival eigentlich nichts erfahren? – Naja, da es wieder direkt vor meiner Haustür stattfindet, werde ich mich bemühen diesmal etwas näher ran zu kommen.
Heiße Schlacht am kalten Buffet
„Das muss schneller gehen!“, meint der Tischnachbar – ein Wiederholungstäter, was scharfsinnige Beobachtungen in der Gastronomie angeht. Diesmal hat er die nervigste Form aller In-der-Schlange-vor-mir-Steher auf dem Kieker – den Buffet-Marterer. Zu Recht, wie ich finde:
Wie auch immer, solchen Gehemmten gehört jedenfalls mein Mitleid, kein Pardon empfinde ich hingegen bei denen, die sich nicht mit aller zu Verfügung stehenden Konzentration einem Buffet nähern, vielleicht noch irgendwie plaudern, telefonieren, lesen, in der Nase bohren oder sonst wie die Chose aufhalten. Da geht mir dann das Geimpfte auf. Ich mein, lässig sein gut und schön, und es soll sich eh jeder überall und die ganze Zeit verwirklichen können – aber am Buffet hört sich der Spaß nun halt einmal auf. Buffet ist quasi der Ernst des Lebens, braucht effiziente, konzentrierte und kontrollierte Menschen. Am Buffet überleben nur die Stärksten und Schnellsten. Den Schwachen und Wankelmütigen bring ich gerne was mit, aber bitte nicht im Weg stehen.
[ via: derStandard.at ]
Von der Sorte Speisekarten-Langsam-Leser und Bei-der-Bestellung-Einschlafender kenne ich leider auch so einige Exemplare – und sie treiben mich mit hübscher Regelmäßigkeit zum Wahnsinn. Denn sie begehen alle einen kleinen, aber entscheidenden Fehler: Sie gehen mir auf den Senkel, wenn ich Hunger habe. Und das kann nunmal äußerst böse enden ;-)
Schweizer Gast-Kritik
Passend zur Umfrage kommt mir ein Artikel der Weltwoche unter die Finger, in dem Kellner nach Ihren Wünschen an die Gäste befragt werden. Auch Anekdoten aus dem schweizerischen Gastronomie-Alltag kommen nicht zu kurz, darunter die Geschichte vom nicht angenommenen Trinkgeld. Auszüge aus der Hitliste:
- Kaugummi oder Eiswürfel im Aschenbecher
- Am Stuhl baumelnde Taschen (vor allem Freitag-Taschen) respektive Goretexjackenträger, die ihre Rucksäcke neben sich auf den Boden stellen
- Männer, die für die Frau bestellen
- Gäste, die sich ausgerechnet an den einzigen noch nicht abgeräumten Tisch setzen
- Taube und blinde Zwölfergruppen: «Salat! Wer bekommt den Salat? Hallo, der Salat ist da. Hallo, sorry, Sala-at.»
Und viele weitere Glanzlichter aus dem gastronomischen Alltag. Es lohnt sich hereinzulesen, denn man erfährt natürlich auch wichtige Dinge:
Was erwartet der Kellner vom Gast? Laut einer Mitgliederbefragung des Schweizerischen Serviceverbands in erster Linie Freundlichkeit, Respekt und Verständnis für Pannen. Trinkgeld kommt hingegen erst an fünfter Stelle.
[ via: Weltwoche.ch ]
Jau, Zustimmung. Was meint der Rest der Belegschaft?
PS: Meine persönlichen Erfahrungen mit schwierigen Gästen halten sich erfreulicherweise sehr in Grenzen.